Am Schabbatende planen wir mit Eytans Hilfe neue Verabredungen für den Sonntag. Interessante landwirtschaftliche Projekte in der Nähe Yatirs.
Einmal Plantagen in der Wüste, die mit Grauwasser, also gefiltertem Abwasser aus Arad, bewässert werden.. Sie gehörten früher zu Engedi, die es an Yatir verkauften, da ihnen die Wege für die Bearbeitung zu weit wurden. Insgesamt aber ein Vorgehen, ganz im Sinne der Vision Ben Gurions, die Wüste zum Blühen zu bringen. Allein von weitem die Oase in der Wüste zu sehen, ist schon beeindruckend. Von der umfangreichen Ernte ganz zu schweigen.
Der 2. Termin war auf den Plantagen im Yatir Wald. Der Wald ist schon was ganz Besonderes und dann darin noch Plantagen für Obst und Gemüse.
Der geschaffene Wald hat sogar das Potenzial, sich auf das Klima auszuwirken. Das KKL Projekt gewann daher einen besonderen Preis. Mehr zu Auswirkungen, siehe:
In aller Welt vergrößern sich die Wüsten. Israel reduziert, bzw. rekultiviert Wüstengebiete.
Also erneut interessante Projekte stehen an. Aber es kommt ganz anders. Es bestätigt sich, Ulrike hat sich mit Corona infiziert.
Wir, bzw. Eytan sagt unsere Termine ab. Und wir entscheiden uns, um niemand zu gefährden, uns an den Strand, den wir schon von zuvor kannten, zurück zu ziehen. Die Sorge, in der Familie jemanden infiziert zu haben, bleibt.
So fahren wir, nach Abschied von Sternbergs, durch den Yatir Wald und sehen vom Wagen aus die Plantagen.
Aber auf der Strecke dann auch viele Beduinen Lager.
Beduinenlager im Süden Israels
Da wir wissen, dass die Beduinen im Süden eher problematisch sind, bin ich bei der Fahrt durch diese abgelegenen Wüstengebiete nicht so entspannt und erleichtert, als wir wieder auf die größere Straße nach Norden kommen.
Schön wieder am Strand anzukommen.
Trotz Beschwerden tut es Ulrike gut, im Schatten und Wind an der frischen Luft zu sein.
Und ich gehe einmal zum Baden ins Meer bei ganz schön kräftigen Wellen über 2m Höhe.
Hier gibt es Toiletten und Duschen und per pango App bezahle ich die Parkgebühren. Auch hier kommt es gleich zu Begegnungen am Wagen und uns Interessierter. Da ich bislang keine Symptome habe, teste ich nicht und halte Abstand an frischer Luft, Ulrike ruht im Wagen.
So kommt deutschsprechend eine Frau aus ehemals Siebenbürgen/ Rumänien und erzählt ihre Lebensgeschichte. Sie sah das Hamburger Autokennzeichen . Sie ist hier in Israel mit ihrem Mann, um Versöhnungsdienst zu leisten.
gegründet wurde, gleich beim Werden eine Prägung gegeben haben, waren u.a. „Jekkes“ dabei, die nach Abstammung ihrer Familienwurzeln, also deren Vorväter, Juden aus Deutschland waren. Vielleicht hat das Auswirkungen, denn auffällig schien uns, wie gut alles geregelt, geordnet ist. Für „deutsche Augen“ gleich wahrnehmbar. Entscheidender aber, wie sich um das Leben in Gemeinschaft gekümmert wird. Mira berichtet von den letzten gemeinsamen Aktivitäten, z.B. ein Ausflug mit allen Bewohnern mit einigen Bussen nach Jerusalem und dort von Aktivitäten nach unterschiedlichen Gruppeninteressen, Senioren, jg. Familien, Schulkinder, etc. Deutlich wird die gelebte Gemeinschaft, die wir den Schabbat über selber mit erleben. Die Tür wird immer wieder geöffnet, Kinder kommen rein Nachbarn zu einem Plausch. Da am Schabbat keine Autos fahren – das Schutztor bleibt geschlossen – findet viel Leben auf der Straße statt. Gegenseitige Hilfe in allen Lebensbereichen ist selbstverständlich und überall Kinder.
Das gemeinsme Leben ist gut strukturiert.
Eytan ist z. B. in einer Kommision, die die Anträge von Neubewohnern bearbeitet, also derjenigen, die hinzuziehen möchten. Es wird zuvor gemeinsam gut geschaut, Probewohnen, Befragungen, Schabbat in Familien etc., um herauszufinden, ob es miteinander passt.
Der Ort hat 2 Synagogen (Aschkensaim (deutsch, bzw. europäische Herkunft) und Sepharden (orientalisch).
Die aschkenasische Synagoge
Aber man besucht sich gegenseitig, was sogar heißen kann, dass der der Vorbeter (der das Gebet anleitet, bzw. die Toratexte liest) aus der jeweils anderen Gruppe kommt. Die Gebetsinhalte sind beinahe gleich, bzw. ähnlich. Aber da die Liturgie oftmals gesungen wird, erlebe ich in den 2 Gottesdiensten zum Beginn des Schabbat am Freitagabend, bzw. zur Beendigung am Samstagabend, dass die orientalischen Gebetsmelodien schon auch für meine Ohren „fremder“ sind.
Interessant, als ich mir die sefardische Synagoge anschaue, fällt mir auf, dass die Möbel in der Tischlerei des Kibbuz Lavi hergestellt wurden, die wir vor einiger Zeit besuchten.
Deutlich aber für den von mir erwähnten, gelebten Gemeinsinn ist, dass wir eine Baustelle am höchsten Punkt des Ortes beim Schabbatspaziergang sehen, wo die neue Synagoge entstehen soll.
Baustelle der neuen Synagoge
Nach einem langen, gemeinsamen, transparenten Klärungsprozess unter den Einwohnern, so Eytan, wird sie nun gebaut. Und sie wird beide Gruppen, Aschkenasim und Sefarden, mit jeweiligen Räumen, beherbergen.
Eytan hat mir die Gebetstexte in Lautschrift, bzw. mit deutscher Übersetzung für die Synagogengottesdienste ermöglicht. So kann ich am Gottesdienstverlauf teilnehmen. Lautschrift lesen, bzw. hebräisch singend, wovon ich ja nichts verstehe, dazu deutschen Text der Psalmen und liturgischer Gebete ist schon eine Herausforderung, denn das Tempo ist hoch.
Handys bleiben am Schabbat aus, fotographieren ebenfalls nicht möglich
Die Synagoge ist voll, dies macht deutlich, viele Männer allen Alters sind vertreten, dazwischen wuseln kleine Kinder. Frauen sind in eigener Abteilung, bzw. auf dem Platz vor der Synagoge zu finden. Meist haben die Familien viele Kinder, also sehr lebendig. Auch ein Kind darf Texte vorlesen, bzw. -singen, also die Beter führen, das gilt aber nur für spezielle Texte. Beeindruckende gottesdienstliche Gemeinschaft. Der ganze Ort hält Schabbat.
Bei Sternbergs, bedeutet das also auch koschere Küche, Toilettenpapier muss rechtzeitig klein abgerissen sein (Aufgabe eines Kindes), umfangreiches Essen ist vorgekocht, auf Wärmeplatte, warm gehalten. Ein Heißwasserboiler köchelt ständig, für Tee, bzw. löslichem Kaffee. Klimaanlage und Licht funktionieren über Zeitschaltuhr, etc. Der Schabbat wird also auch auf diese Weise, nach Bestimmungen der Tradition, geheiligt. Sein Judesein leben in Treue vor Gott. Die Einwohner hier gehören zumeist zum Kreis der Nationalreligiösen, dies drückt sich auch in bestimmter Kleidung aus. Frauen tragen z. B. ein hochgestecktes schickes Kopftuch und schöne Kleider.
Eindrücke vom Ort
Checkpoint, beim Übergang von umstrittene Gebiete nach IsraelYatirwaldYatirwaldtherapeutisches ReitenPalästinenser am Schutz ZaunSpielplatzunser Standplatz vor Eytans Hauscontainer für junge Familien, günstiger StartDie Leih – Bücherei
Teil von Yatir, Standort unseres Wohnmobils
Das junge Familien am Siedlungsrand in günstigeren Möglichkeiten leben, ist Praxis vieler von uns gesehener Siedlungen. Wohnraum ist auch in Israel sehr teuer geworden.
Yatir ist von einem Schutzzaun umgeben. Vor einiger Zeit, berichtet Mira, ging von den Beduinen hier im Süden massive Zerstörung aus, deren beängstigende Auswüchse jetzt noch bei ihr spürbar sind.
Besonders hier, direkt an der Außenseite des Zauns, hat sich eine palästinensische Familie in Blechhütten niedergelassen. Dabei ist die Innengestaltung überhaupt nicht ärmlich. Der Patriarch der Familie steht Israel positiv gegenüber. Seine erwachsenen Kinder spiegeln die ganze Bandbreite der unterschiedlichen Varianten von arabischen Israelhaltungen wieder. Einer hat sogar für Israel spioniert, bedarf jetzt Schutz. Er hat eine Israelflagge sichtbar am Haus angebracht. Ein weiterer gehört zu den Hamas Sympathisanten und die anderen „alles dazwischen“.
Die Möglichkeiten des arabisch-israelischen Zusammenlebens ist vielfältiger, als oft in westlicher Presse dargestellt.
Aber auch das ist Fakt, wäre heute arabische Wahl, die Hamas bekäme die absolute Mehrheit. Die Fatah der jetzigen PA Führung, gilt als zu korrupt und leider die jungen tendieren mehrheitlich zum propagierten Hamas Modell, der schnellen Lösung mit Gewalt, Israel zu vernichten.
Wie ist so eine Perspektive für israelis aushaltbar? Unsere Hoffnung und das Wissen: Der Hüter Israels, der nicht schläft noch schlummert, so Tanach/Bibel in Psalm 121,4.