Freitag, 11. Mai: Zum tiefsten Punkt der Erde

Der tiefste Punkt der Erde, den wir trockenen Fußes erreichen können, ist die Gegend rund um das Tote Meer, Yam HaMelach.

Bevor wir aber wirklich zum Ufer des Toten Meeres kommen, erleben wir ein kleines Naturwunder in der Oase Einot Tsukim .

Ein Ranger der Naturparkverwaltung führt uns gemeinsam mit Eytan durch das kleine Paradies und macht uns mit der Geschichte des Ortes vertraut, der einst ein blühendes Gemeinwesen war.

Im wohltuenden Schatten  hören wir aufmerksam zu…

 

 

Ein sogenannter Sodoms Apfel – er ist innen hohl, obwohl er von außen wie eine wunderbare Frucht aussieht.

 

Alle Bilder von Michael Dierks

Die folgenden Bilder hat Thomas K. beigesteuert:

Unser Hotel in Jericho

  Einot Tsukim…. wir warten auf den Guide, der uns durch das geschlossene Naturschutzgebiet führen wird.

An der Ausgrabungstelle der alten Siedlung (siehe folgenden Text)

Im Reservat am Ufer eines kleinen Sees…

Durch die dichte Vegetation folgen wir dem Guide auf schmalem Pfad…

Friedrich Q. hält für uns die Andacht, Ulrike D. begleitet unseren Gesang.

Blick vom Masada-Plateau auf die am Fuß des Berges gelegene Judgendherberge und das Gebäude,  in dem das  Museum und die Gondelstation untergebracht sind. Erkennbar auch die Umrisse eines der ehemaligen Römerlager, die bei der Belagerung Masadas dort standen.

Eytan erklärt am Modell die Lage der Anlage und die historischen Ereignisse bei der Eroberung Masadas durch die Römer.

Die alten „Speicher“ auf dem Gelände…

Das Modell des Herodes-Palastes an der  Nordseite des Felsen

Die Ruinen und Überreste der großen Anlage beeindrucken noch heute…

Die schwarze Linie im Mauerwerk kennzeichnet den „Urzustand“, den Archäologen vorfanden, zum besseren optischen Verständnis wurden die Mauern mit den vorhandenen Steinen „ergänzt“…

In Ein Bokek  ist eine große Spa-Anlage auf der israelischen Seite des Toten Meeres  „Jam HaMelach“ – Salzmeer…

Baden im Toten Meer… ein Muss für jeden Touristen – für uns natürlich auch…

Die großen Hotelanlagen von Ein Bokek.

(Bildkommentare und überleitende Texte von Ulrike H.)

——————————————————-

Den Tagesbericht schreibt Thomas K. für uns:

Freitag 11.5.

Oase Einot Tsukim

Nach unserer ersten Nacht im Hotel Jericho Resort Village sind wir durch das Jordantal entlang der Berge, die zur judäischen Wüste gehören, zur Oase Einot Tsukim gefahren. Diese Oase am Toten Meer mit sprudelnden Quellen liegt mit am tiefsten Punkt der Erde. Am Besuchereingang der Oase begrüßte uns der spezielle Guide für die Führung durch das Gelände. Er erklärte uns mit viel Engagement und in klar verständlichem Englisch Pflanzen, Tiere und die antiken Ausgrabungen. Die jüdische Wüste ist entstanden, weil die Gegend im Schatten des Regens liegt, der sich vorher an der Westflanke des Gebirges abregnet. Durch die Quellen gibt es hier jedoch eine vielfältige Vegetation. Im Ausgrabungsgelände hat man Ruinen und ein rituelles Bad aus der Zeit des 2. Tempels freigelegt. Bis 70 n. Chr. lebten hier Juden und dann die Römer. Außerdem kann man sehen, dass es in der Antike Zisternen gab, in denen das Wasser von den Bergen durch Kanäle gesammelt wurde. Dadurch war es möglich, Pflanzen für die Balsam-Herstellung anzupflanzen. Nur hier wurden nach geheimnisvollen Rezepten der teure Balsam und Parfums hergestellt. Diese Pflanzen sind jedoch ausgestorben. In den Wasserbecken hat man damals auch Fische gezüchtet.

Wir haben dann einen Rundgang durch den geschlossenen Teil des Naturreservats gemacht. Hier wachsen Tamarisken, die schon bei Abraham erwähnt wurden. Wir sehen auch einen Baum der Früchte in Form von Äpfeln hat die innen aber nur aus Luft bestehen. Man bezeichnet sie als  Sodoms Apfel. Es gibt hier u.a. eine bestimmte Art von Sperlingen und Ameisen, die auf Bäumen leben und dort ein Nest für ihre Puppen weben. Außerdem gibt es in dem Reservat Füchse, Kojoten und Stachelschweine. In einem Tümpel an dem wir rasteten gibt es den St. Peter-Fisch – eine besondere Population.

Zur Zeit der Makabäer war das Land um das Tote Meer besiedelt und wurde landwirtschaftlich genutzt. Heute gibt es hier auch wieder Kibbuzim, die Landwirtschaft betreiben.

Festung Masada

Weiter am Toten Meer entlang gelangten wir zur Festung Masada. Vom Besucherzentrum sind wir mit der Seilbahn auf das Felsplateau hinaufgefahren. Masada ist ein isolierter Tafelberg mit einem Höhenunterschied zum Toten Meer von rund 400 m. Auf den Grundmauern einer älteren kleineren Festung errichtete Herodes etwa zwischen 40 und 30 v. Chr. eine stark befestigte Residenz, die ihm als Rückzugsort vor Feinden diente. Er ließ um das Plateau eine Kasemattenmauer mit Türmen und auf dem Plateau weitere Gebäude anlegen. Am berühmtesten ist der über mehrere Stufen in den Berghang hineingebaute Nordpalast. Von dem bot sich ein wunderbarer Blick in die Ebene mit dem Toten Meer. Am Fuß des Berges wurden zwölf große Zisternen zur Wasserversorgung gebaut, in die das Regenwasser durch Kanäle geleitet wurde. (Einschub U.H.: auch auf dem Plateau sind sehr große Wasserspeicher in den Fels geschlagen worden, so dass den Belagerten nicht an Wasser mangelte.)

Nach Herodes Tod ging die Festung in römische Hände über und wurde während des ersten jüdischen Aufstandes (66 n. Chr.) von Zeloten erobert. Nachdem die Römer die Rebellion in Jerusalem niedergeschlagen hatten, blieb Masada der letzte Rückzugsort der Juden. Im Jahre 73 n.Chr. gelang den Römern durch eine Belagerung und über eine an der Westseite augeschüttete große Rampe die Eroberung von Masada. Der Anführer der auf Masada verbliebenen 960 Menschen, Eleazar, forderte in einer berühmt gewordenen Rede die Bewohner auf, lieber zu sterben als in Gefangenschaft zu geraten. Bis auf fünf Menschen, die sich versteckt hatten, begingen alle Selbstmord bzw. wurden durch die Befehlshaber ermordet. Deshalb gehört heute Masada zu den eindrucksvollsten Symbolen des jüdischen Widerstandes. Sicherlich ist es eine Diskussion wert, wie diese Selbstopferung moralisch zu bewerten ist.

Baden im Toten Meer

Die weitere Fahrt am Toten Meer entlang nach Süden führte uns am späteren Nachmittag bei 38° in den Badeort Ein Bokek. So war unser Bad im Toten Meer vielleicht keine richtige Erfrischung aber das bewegungslose Liegen auf dem Salzwasser doch eine neue Erfahrung. Mit seinen modernen Hotels und der schönen Strandanlage konnten wir gehobene Badekuratmosphäre genießen.

Schabbatessen

Nach einem Zwischenstopp in unserem Hotel in Jericho ging es zu einem traditionellen Schabbatessen in die Siedlung Kfar Adumim in der Nähe von Jerusalem. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, die eine Gruppe war privat zu Gast in einer Familie und die andere Gruppe wurde in einer Synagoge von mehreren Gemeindemitgliedern bewirtet. Ich war in der Gruppe bei der privaten Familie.

Nach einem herzlichen Empfang von Daniels Familie mit 4 Kindern sangen wir alle Schalom alechem. Dann stellte Daniel seine Familie vor und gab uns einen Einblick in seine Lebensgeschichte.

Daniel und seine Familie sind aus Cleveland nach Israel eingewandert als er noch jung war. Er wuchs in Jerusalem auf und lernte das Land kennen und lieben. Nach seinen Dienst in der Armee war er sieben Jahre als Lehrer in einer Schule für Kinder mit Lernproblemen tätig. Im Anschluss daran ist er Reiseleiter geworden und führt seit 14 Jahren Gruppen durch Israel. Seine Frau stellt sich ebenfalls vor. Vor dem Essen segnete Daniel seine Kinder, wie auch Brot und Wein. Es gab einen hervorragendes viergängiges Essen, bei dem wir aus unseren Leben erzählten und später weitere israelische Lieder sangen. Gegenseitig voneinander etwas zu erfahren war sehr bereichernd und führte zu einem herzlichen lebendigen Beisammensein. Für beide Seiten war dieser Abend etwas Besonderes.

 

Ergänzung am

 

Anhang – Andacht

Friedrich Q.

Andacht in der Oase „Einot Tsukim“ Fr., 11. Mai – Israelreise 2018
Hesekiel 47, 1-12 Die Tempelquelle Der Name „Einot“ bedeutet Quellen. Hier gibt es Süßwasserquellen, die für üppigen Pflanzenwuchs sorgen, heute ist diese Oase ein Erholungsort für Familien mit Kindern. Im Altertum hatten die
Essener aus Qumran hier eine Farm mit Getreideanbau und Viehzucht – darauf lassen die archeolog.
Ausgrabungen aus den 50ger Jahren (1955 -57 u.später) schließen. Es gab hier ein Haupthaus , eine Bewässerungsanlage und Gärten, in denen Duftbalsam gewonnen wurde – eine Rarität aus diesem Gebiet. Man muss sich Ganze damals in Ufernähe vorstellen – heute sind wir ca 5km vom Ufer entfernt.

WER WAREN DIE ESSENER ?
Ich beziehe mich auf einen Vortrag, den ich im Okt.2016 in Qumran gehalten habe..
Die Essener waren eine der 4 Hauptrichtungen im Judentum zur Zeit Jesu: Die Sadduzäer, die Pharisäer, die Zeloten und die Essener. Sie hatten sich zur Zeit der Hasmonäer -Könige (141-63 v.Chr.), als Gruppe in die Wüste am Toten Meer zurückgezogen, kamen überwiegend aus der Priesterschaft und lehnten den Tempelkult ab, weil die Hasmonäer die Rechtsgewalt und das Amt
des Hohenpriesters an sich gerissen hatten. Sie wurden von ihnen als „Frevelpriester“ bezeichnet.
Die Schriftrollen, die man in den Höhlen vn Qumran gefunden hat, zeugen von ihrem gemeinsamen Leben nach strengen Ordensregeln, sie wollten ein Leben in Heiligkeit vor Gott führen, ihre Psalmen sind eine wunderbare Fortsetzung der biblischen Psalmen. Weil sie in der Naherwartung
der anbrechenden Gottesherrschaft lebten, sprachen sie vom „Kampf der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Finsternis“ (womit vor allem die Römer gemeint waren). Das erinnert an Worte des Paulus in 1.Thess.4, 3-7 u.5,1-5. Die Essenerbewegung war über das ganze Land verteilt, man schätzt , dass ca 4000 Menschen dazu gehörten, die oft in kleinen Gemeinschaften lebten – oft auch zölibatär. Maria und Martha u. Lazarus sind ein Beispiel (vgl. Luk.10, 38ff). Die Bußbewegung, die mit Johannes dem Täufer verbunden ist, stand in enger Beziehung zu Qumran. Johannes hat das rituelle Bad, das täglich vollzogen wurde, zu einer einmaligen Taufe umgewandelt – manche glauben, dass er Jesus bei der Taufe soz. in den Essener-Orden aufgenommen hat.
Dass Jesus im Essener- Viertel in Jerusalem das letzte Abendmahl mit den Jüngern feiert – offenbar im Haus eines Esseners, vgl. Mk.14, 13-16 der Mann mit dem Krug – , spricht für das enge Verhältnis, das Jesus zu den Essenern hatte. Und dass die Taufe von 3000 Gläubigen zu Pfingsten in Jerusalem an einem Tage stattfand, kann man sich nur vorstellen, wenn man an die zahlreichen Tauchbäder /Zisternen im Essenerviertel denkt ( die Ausgrabungen kann man heute verfolgen s.Foto). In Apg. 6,7 heißt es:“Auch viele Priester wurden dem Glauben – an Jesus – gehorsam“ .
Damit können eigentlich nur essenische Priesterfamilien gemeint sein. Auch die von ihnen praktizierte Gütergemeinschaft wurde in der frühen Gemeinde in Jerusalem gepflegt, wie Lukas berichtet.
Nach dem jüdischen Krieg verliert sich ihre Spur. Wahrscheinlich ist der Rest der Gemeinschaft auf Massada umgekommen. Die Zusammenhänge zwischen den Essenern und dem frühen Christentum sind so offensichtlich,
dass man vielleicht an Qumran als eine Art „Wiege des Christentums“ denken könnte. Aber die Unterschiede – etwa die Lehre Jesu von der Feindesliebe und der freiere Umgang der Jünger Jesu mit dem Sabbatgebot – sind deutlich…

Aber nun endlich zu Hesekiel 47 :
Ich kann mir vorstellen, dass auch die Priester in Qumran immer wieder an die Verheißung des Propheten „Jecheskiel“ dachten, wenn sie am Ufer des Toten Meeres ihre Gärten anlegten. Aber sie wußten auch, dass seine Vision von einer Quelle und einem Fluß, der das Salzwasser in Süßwasser verwandelt, so dass die Fischer an den Ufern des lebendigen Meeres stehen und ihre Netze zum Fischfang auswerfen, und die Vorstellung von Bäumen, die monatlich Früchte tragen und deren Blätter zur Heilung dienen – dass dies alles ihre Vorstellungskraft weit überstiegen hat. Aber nachdem sie in Jerusalem zum Glauben an den Messias Jeschua gekommen und mit dem Heiligen Geist erfüllt worden waren, sahen sie diese Vision des Propheten in einem ganz neuen Licht. Sie verstanden, dass diese Prophetie in geistlichem Sinne bereits Wirklichkeit geworden war.

Wie können wir die geistliche Bedeutung von Hes.47 verstehen? .
. HESEKIEL 47, GEISTLICH GEDEUTET:
Das Bild von der Tempelquelle weist auf den Heiligen Geist hin. Er ist die belebende Kraft, die gesund macht, was vorher todbringend und bitter war. Er schenkt Lebensfülle und läßt wunderbare
Früchte reifen. Diese Lebensfülle ist das endzeitliche Heil, von der auch der Seher in der Offenbarung spricht:“Und er zeigte mir einen Strom des Lebenswassers, klar wie Kristall, der von dem Thron Gottes u n d d e s L a m m e s ausgeht..Zu beiden Seiten des Stromes wachsen Bäume des Lebens; sie tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie Frucht. Und die Blätter der
Bäume dienen zur Heilung der Völker“ (!). Die Quelle des Geistes ist der Thron Gottes und des Lammes. Im Tempel galt die Bundeslade im Allerheiligsten als Thron Gottes. Jetzt aber, nachdem der Tempelvorhang zerrissen und der Weg zum Allerheiligsten frei geworden ist, geht der Strom des Geistes von Gott und von Jesus aus. Der Geist Gottes macht unser Leben neu, wenn wir Jesus in
unser Leben aufnehmen. Jesus macht uns frei von Sünde und Tod, er schenkt neues, ewiges Leben.
Sein Geist schenkt Lebensfülle, so dass unser Leben zu einer Quelle lebendigen Wassers wird:
„Wer durstig ist, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerstem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie die Schrift sagt. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben.“(Joh. 7, 37 -39) Was bewirkt der Geist Gottes? Er schafft
Früchte, die bleiben, er tut Werke durch uns, die Ewigkeitscharakter haben. Ohne ihn sind unsere Werke tot. Und er verändert unser Leben, macht uns Jesus ähnlicher, wenn wir seine Werke tun. Er macht uns frei vom Gesetz, das anklagt, macht uns barmherzig. Ohne Gottes Geist sind wir gnadenlos und neigen dazu, andere und uns selbst anzuklagen und zu verurteilen. Gottes Geist schenkt Vergebung und macht vergebungsbereit. „Wo aber Vergebung ist, da ist Leben und Freude“ (Luther). Gottes Geist schenkt Freude am Lesen der Bibel, weil er uns „die Schrift öffnet“. Immer wieder Neues entdecken wir in seinem Wort. Auch die Freude am Gebet schenkt Gottes Geist. Ohne
ihn wird das Gebet zur Pflichtübung und ist anstrengend, macht müde. Viele Gemeinden leiden an einer Gebetsmüdigkeit.
Das schönste an diesem Bild von dem Lebensstrom, der vom Tempel Gottes ausgeht, ist das Ansteigen des Stromes. Er wird immer tiefer, so dass er mir zuerst bis zum Knöchel, dann bis zum Knie, dann bis zur Hüfte reicht, so dass ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich überlasse mich ganz dem Strom des Geistes, werde mich selbst los und lasse mich tragen. Dietrich Bonhoeffer
schreibt : „Wer es aufgegeben hat, aus sich selbst etwas zu machen, der wirft sich Gott ganz in die Arme“. Das ist mein Wunsch, dass wir uns immer mehr dem Strom des Geistes überlassen, der uns zu einer Lebensquelle macht, die in das ewige Leben quillt .

 

 

10. Mai, Christi Himmelfahrt

In der zurück liegenden Nacht haben in Syrien stationierte Truppen des Iran israelische Stellungen auf dem Golan angegriffen. Nachts hörten wir die israelische Luftwaffe.

 

Der Morgen ist friedlich ….

Zum Lobpreis fahren wir mit dem Boot hinaus auf den See.

Der Bus bringt uns anschließend zum Berg und der Kapelle der Seligpreisungen 

Zu Fuß geht es hinunter ans Ufer und zum Ort der Brotvermehrung.

Über die Autobahn, die Israels Norden mit Eilat im Süden verbindet, fahren wir hinunter in die Jordanebene, besuchen dort die Taufstelle am Jordan (die Grenze zu Jordanien liegt mitten im Fluß!), fahren weiter nach Jericho,   besichtigen dort die Ausgrabungen des antiken Jericho und besuchen im Anschluß daran  die Einrichtung „Seeds of Hope“ von Taysir Abu Saada, einem ehemaligen Terroristen und Leibwächter Arafats.

Soweit die bisherige  kurze Berichterstattung.

(Alle Bildkommentare und   überleitende Texte Ulrike H.)

Inzwischen ist der Tagesbericht fertig gestellt, Ingrid  hat ihn für uns geschrieben:

Donnerstag, den 10. Mai 2018

Bevor wir um 8.20 Uhr unsere Fahrt nach Jericho starten, genieße ich einen morgendlichen Spaziergang durch den üppig grünen, blühenden Park des Kibbuz Shaar Ha Golan. Es ist 6.30 Uhr und schon viel Leben im Gelände. Eine Frau füttert mit Bröckchen etwa 25 Katzen, die von allen Seiten hungrig auf sie zu laufen; eine Gruppe von Kleinkindern wird in gitterbettähnlichen Wagen geschoben, Kinder radeln zur Schule, Gärtner beginnen ihren Dienst.

 

Unsere Gruppe gratuliert Uschi und Karl Heinz (links am Tisch) beim Frühstück zum 50. Hochzeitstag. So beginnen wir diesen Tag mit Freude und Dank.

Während wir im Bus zum See Genezareth fahren, erzählt uns Eitan, dass die Bewohner der Golanhöhen eine unruhige Nacht erlebten. Viele Menschen suchten Schutz in Bunkern, denn an der syrischen Grenze stationierte Iraner beschossen mit 20 Raketen Israel, aber es kam gottlob keine an. Israel regierte auf den Angriff mit einem harten Gegenschlag.

Doch wir fühlen uns sicher, genießen den Ausblick auf die Landschaft und besteigen im Kibbuz Kimsar ein Boot, um wie Jesus vor 2000 Jahren auf dem See Genezareth zu fahren. Es ist ein unbeschreiblich wunderbares Gefühl, sich an Bord der Andacht und dem Lobpreis hinzugeben. Der Bootsführer Daniel Carniel ist messianischer Jude und teilt unsere Begeisterung. So singen und tanzen wir gemeinsam.

 

Unser nächstes Ziel ist die achteckige Kirche der Seligpreisungen auf einem Berg am nordöstlichen Teil des Sees Genezareth. Man nimmt an, dass Jesus hier seine Bergpredigt hielt. Die Lehrsätze stehen auf Stein geschrieben im Garten entlang des Weges zur Kirche. Jeder von uns betritt die Kirche allein und versucht trotz der vielen Touristen Stille zu finden.

Anschließend laufen wir auf einem Feldweg vorbei an Bananenplantagen und Blumen hinab nach Tabgha, zur Stätte der Brotvermehrung

 

Auf dem Platz davor der Kirche steht eine rote Bougainvillea, über deren üppige Blütenpracht wir staunen. Wunderschöne farbige Mosaiken aus dem 4. und 5.Jhdt. schmücken den Fußboden des Kirchenraums. Unter dem Altar ist ein Brotkorb mit rechts und links je einem Fisch zu sehen und an den Seiten der Kirche die Abbildungen von Wasservögeln und -pflanzen.

 

Von hier aus fahren wir etwa 100 km entlang der jordanischen Grenze zur Taufstelle am Jordan. Das Gebiet ist in drei Zonen aufgeteilt, in A, B und C. A ist für israelische Bürger verboten, es steht unter palästinensischer militärischer Verwaltung. B gehört militärisch zu Israel, steht aber unter ziviler palestinen. Verwaltung. Und C ist komplett unter israel. Verwaltung. Große rote Schilder warnen Israelis, nicht in die Zone A zu fahren.

Der Jordan an der Taufstelle ist ein enttäuschend kleiner trüber Bach. Auf jordanischer und israelischer Seite besteigen die Täuflinge getrennt das Wasser, aber man kann einander sehen! Wir waten kurz mit den Füßen hinein, während an der Treppe zum Wasser Soldaten ihren Dienst tun.

 

 

Wir halten uns hier nur kurz auf, denn wir wollen weiter nach Jericho, um den „Tell es Sultan“ anzusehen, die Mauerreste aus der Zeit Josuas. Übrigens ist Jericho die tiefstgelegene Stadt der Welt mit – 250m! Zunächst steigen wir auf das Dach eines Hotels direkt neben der Ausgrabungsstätte und haben eine weiten Blick auf die Stadt und auf den Berg der Versuchung mit der Gondelbahn, die hinauf zum Kloster fährt. Ausgrabungen haben ergeben, dass die ältesten Mauern Jerichos über 10 000 Jahre alt sind. Ich fand es erstaunlich, dass aus Lehmziegeln gebaute Mauern heute noch gut zu erkennen sind.

Der Abschluss des Tages war ein Treffen mit Tass Saada, einem ehemaligen Terroristen und Leibwächter Arafats, der uns erzählte, wie er zum Glauben an Jesus kam und dadurch sein Leben total veränderte. Er baute zusammen mit seiner Frau Karen die humanitäre Hilfsorganisation Seeds of Hope auf, um speziell palästinensischen Kindern Bildung, Hoffnung und Liebe zu geben.

 

************************************************************************************

ANHANG  –  ANDACHT

Die Andacht in Einot Tsukin hielt Friedrich Quaas

Andacht in der Oase „Einot Tsukim“ Fr., 11. Mai – Israelreise 2018
Hesekiel 47, 1-12 Die Tempelquelle

Der Name „Einot“ bedeutet Quellen. Hier gibt es Süßwasserquellen, die für üppigen Pflanzenwuchs sorgen, heute ist diese Oase ein Erholungsort für Familien mit Kindern. Im Altertum hatten die Essener aus Qumran hier eine Farm mit Getreideanbau und Viehzucht – darauf lassen die archeolog.
Ausgrabungen aus den 50ger Jahren (1955 -57 u.später) schließen. Es gab hier ein Haupthaus , eine Bewässerungsanlage und Gärten, in denen Duftbalsam gewonnen wurde – eine Rarität aus diesem Gebiet. Man muss sich Ganze damals in Ufernähe vorstellen – heute sind wir ca 5km vom Ufer
entfernt.
WER WAREN DIE ESSENER ?
Ich beziehe mich auf einen Vortrag, den ich im Okt.2016 in Qumran gehalten habe.. Die Essener waren eine der 4 Hauptrichtungen im Judentum zur Zeit Jesu: Die Sadduzäer, die Pharisäer, die Zeloten und die Essener. Sie hatten sich zur Zeit der Hasmonäer -Könige (141-63v.Chr.), als Gruppe in die Wüste am Toten Meer zurückgezogen, kamen überwiegend aus der
Priesterschaft und lehnten den Tempelkult ab, weil die Hasmonäer die Rechtsgewalt und das Amt des Hohenpriesters an sich gerissen hatten. Sie wurden von ihnen als „Frevelpriester“ bezeichnet.
Die Schriftrollen, die man in den Höhlen vn Qumran gefunden hat, zeugen von ihrem gemeinsamen Leben nach strengen Ordensregeln, sie wollten ein Leben in Heiligkeit vor Gott führen, ihre Psalmen sind eine wunderbare Fortsetzung der biblischen Psalmen. Weil sie in der Naherwartung
der anbrechenden Gottesherrschaft lebten, sprachen sie vom „Kampf der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Finsternis“ (womit vor allem die Römer gemeint waren). Das erinnert an Worte des Paulus in 1.Thess.4, 3-7 u.5,1-5. Die Essenerbewegung war über das ganze Land verteilt, man schätzt , dass ca 4000 Menschen dazu gehörten, die oft in kleinen Gemeinschaften lebten – oft auch zölibatär. Maria und Martha u. Lazarus sind ein Beispiel (vgl. Luk.10, 38ff). Die Bußbewegung, die mit Johannes dem Täufer verbunden ist, stand in enger Beziehung zu Qumran. Johannes hat das rituelle Bad, das täglich vollzogen wurde, zu einer einmaligen Taufe umgewandelt – manche
glauben, dass er Jesus bei der Taufe soz. in den Essener-Orden aufgenommen hat.
Dass Jesus im Essener- Viertel in Jerusalem das letzte Abendmahl mit den Jüngern feiert – offenbar im Haus eines Esseners, vgl. Mk.14, 13-16 der Mann mit dem Krug – , spricht für das enge Verhältnis, das Jesus zu den Essenern hatte. Und dass die Taufe von 3000 Gläubigen zu Pfingsten in Jerusalem an einem Tage stattfand, kann man sich nur vorstellen, wenn man an die zahlreichen Tauchbäder /Zisternen im Essenerviertel denkt ( die Ausgrabungen kann man heute verfolgen s.Foto). In Apg. 6,7 heißt es:“Auch viele Priester wurden dem Glauben – an Jesus – gehorsam“ .
Damit können eigentlich nur essenische Priesterfamilien gemeint sein. Auch die von ihnen praktizierte Gütergemeinschaft wurde in der frühen Gemeinde in Jerusalem gepflegt, wie Lukas berichtet. Nach dem jüdischen Krieg verliert sich ihre Spur. Wahrscheinlich ist der Rest der Gemeinschaft auf
Massada umgekommen. Die Zusammenhänge zwischen den Essenern und dem frühen Christentum sind so offensichtlich, dass man vielleicht an Qumran als eine Art „Wiege des Christentums“ denken könnte. Aber die Unterschiede – etwa die Lehre Jesu von der Feindesliebe und der freiere Umgang der Jünger Jesu mit dem Sabbatgebot – sind deutlich…

Aber nun endlich zu Hesekiel 47 :
Ich kann mir vorstellen, dass auch die Priester in Qumran immer wieder an die Verheißung des Propheten „Jecheskiel“ dachten, wenn sie am Ufer des Toten Meeres ihre Gärten anlegten. Aber sie wußten auch, dass seine Vision von einer Quelle und einem Fluß, der das Salzwasser in Süßwasser verwandelt, so dass die Fischer an den Ufern des lebendigen Meeres stehen und ihre Netze zum Fischfang auswerfen, und die Vorstellung von Bäumen, die monatlich Früchte tragen und deren Blätter zur Heilung dienen – dass dies alles ihre Vorstellungskraft weit überstiegen hat. Aber nachdem sie in Jerusalem zum Glauben an den Messias Jeschua gekommen und mit dem Heiligen
Geist erfüllt worden waren, sahen sie diese Vision des Propheten in einem ganz neuen Licht. Sie verstanden, dass diese Prophetie in geistlichem Sinne bereits Wirklichkeit geworden war. Wie können wir die geistliche Bedeutung von Hes.47 verstehen?

HESEKIEL 47, GEISTLICH GEDEUTET:
Das Bild von der Tempelquelle weist auf den Heiligen Geist hin. Er ist die belebende Kraft, die gesund macht, was vorher todbringend und bitter war. Er schenkt Lebensfülle und läßt wunderbare Früchte reifen. Diese Lebensfülle ist das endzeitliche Heil, von der auch der Seher in der Offenbarung spricht:“Und er zeigte mir einen Strom des Lebenswassers, klar wie Kristall, der von
dem Thron Gottes u n d d e s L a m m e s ausgeht..Zu beiden Seiten des Stromes wachsen Bäume des Lebens; sie tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie Frucht. Und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker“ (!). Die Quelle des Geistes ist der Thron Gottes und des
Lammes. Im Tempel galt die Bundeslade im Allerheiligsten als Thron Gottes. Jetzt aber, nachdem der Tempelvorhang zerrissen und der Weg zum Allerheiligsten frei geworden ist, geht der Strom des Geistes von Gott und von Jesus aus. Der Geist Gottes macht unser Leben neu, wenn wir Jesus in
unser Leben aufnehmen. Jesus macht uns frei von Sünde und Tod, er schenkt neues, ewiges Leben. Sein Geist schenkt Lebensfülle, so dass unser Leben zu einer Quelle lebendigen Wassers wird : Wer durstig ist, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerstem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie die Schrift sagt. Damit einte er den Geist, den alle
empfangen sollten, die an ihn glauben.“(Joh. 7, 37 -39) Was bewirkt der Geist Gottes? Er schafft Früchte, die bleiben, er tut Werke durch uns, die Ewigkeitscharakter haben. Ohne ihn sind unsere Werke tot. Und er verändert unser Leben, macht uns Jesus ähnlicher, wenn wir seine Werke tun.
Er macht uns frei vom Gesetz, das anklagt, macht uns barmherzig. Ohne Gottes Geist sind wir gnadenlos und neigen dazu, andere und uns selbst anzuklagen und zu verurteilen. Gottes Geist schenkt Vergebung und macht vergebungsbereit. „Wo aber Vergebung ist, da ist Leben und Freude“
(Luther). Gottes Geist schenkt Freude am Lesen der Bibel, weil er uns „die Schrift öffnet“. Immer wieder Neues entdecken wir in seinem Wort. Auch die Freude am Gebet schenkt Gottes Geist. Ohne
ihn wird das Gebet zur Pflichtübung und ist anstrengend, macht müde. Viele Gemeinden leiden an einer Gebetsmüdigkeit.
Das schönste an diesem Bild von dem Lebensstrom, der vom Tempel Gottes ausgeht, ist das Ansteigen des Stromes. Er wird immer tiefer, so dass er mir zuerst bis zum Knöchel, dann bis zum Knie, dann bis zur Hüfte reicht, so dass ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich überlasse mich ganz dem Strom des Geistes, werde mich selbst los und lasse mich tragen. Dietrich Bonhoeffer
schreibt : „Wer es aufgegeben hat, aus sich selbst etwas zu machen, der wirft sich Gott ganz in die Arme“.

Das ist mein Wunsch, dass wir uns immer mehr dem Strom des Geistes überlassen, der uns
zu einer Lebensquelle macht, die in das ewige Leben quillt.