Der sechste Tag

Heute treffen wir uns mit Eytan Sternberg, unserem Reiseleiter.

Eytan Sternberg, wuchs in Deutschland auf.

Der 32-jährige Eytan Sternberg lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern im Süden von Israel. Einem Land mit einem jahrzehntealten Konflikt. Mit Terroranschlägen und Kriegen. Dennoch sagt Sternberg:

Für meine Kinder ist Israel das sicherste Land, meiner Meinung nach, auf der ganzen Welt. Ebenso auch für mich. Nur hier sehe ich wirklich eine freie und sichere Zukunft für das jüdische Volk im Allgemeinen.

https://www.ard-telaviv.de/das-gefuehl-der-sicherheit-ist-nicht-mehr-da/

Unsere Fahrt führt uns als Erstes nach Hebron zur Machpela Höhle.

Die aufgrund archäologischer Funde im 3. Jahrtausend v. Chr. gegründete Stadt war eine kanaanitische Königsstadt, nach biblischer Überlieferung (Josua 14,13-15 ) lebten hier die Enakiter; von Josua wurde die Stadt an Kaleb zum Erbbesitz übergeben (Josua 21,11-13).

Die biblische Geschichte der Stadt beginnt allerdings schon viel früher: Gemäß Bericht im 1. Buch Mose (1.Mose 9,9-19 ) hatte der Erzvater Abraham nach dem Tode seiner Frau Sarah hier den Acker mit der Höhle Machpela gekauft, um dort für seine Frau die Grabstätte zu errichten. Die Höhle Machpela mit dem darüber errichteten Gebäudekomplex aus der Zeit von Herodes d. Großen gilt als Ort der Patriarchengräber, wo Abraham, Sarah, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind – und wurde somit zu einer der wichtigsten Pilgerstätten des jüdischen Volks und der Muslime.

Von jüdischer Seite wird das Anrecht dadurch unterstrichen, dass „der Acker mit der Höhle Machpela“ einer der wenigen Orte ist, von denen in der Bibel beschrieben wird, dass sie für eine Geldsumme gekauft worden sind und somit ein ewiges legales Anrecht besteht.

Das Grab von Sara

In biblischer Zeit war Hebron der Ort, in dem David zum König gesalbt wurde (2.Samuel 2,1-4)

Blick auf Hebron

Im März 2001 wurde genau hier ein zehn Monate altes Baby von einem palästinensischen Scharfschützen erschossen.
Pogrom von 1929

Unsere Tour führt uns weiter nach Susya, eine entfernte Stadt im Süden von Hebron, wo das jüdische Leben hunderte von Jahren nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels fortbesteht. Einer der wichtigsten Orte hier ist eine perfekt erhaltene antike Synagoge. Und auch eine Kette unterirdischer geheimer Fluchtwege, die örtliche Häuser zu einem riesigen Verteidigungssystem verbinden.

Weiter geht es nach Meitar, hier treffen wir den Autor Chaim Noll.

http://www.chaimnoll.com/

Meitar ist eine Ortschaft im nördlichen Teil der Wüste Negev in Israel. Die Ortschaft hatte 7749 Einwohner im Jahr 2017. Meitar liegt 15 km nordöstlich von Be’er Scheva, an der Straße Be’er Scheva-Hebron. Unmittelbar nördlich des Ortes ist die Grenze zum Westjordanland.

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll in Ostberlin geboren. Sein Vater war der Schrift­steller Dieter Noll. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR verweigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland.

Vom Dach seines Hauses haben wir einen wunderbaren Rundblick über das Land und hier erfahren wir auch viele Hintergrundinformationen über die Besiedelung dieses Landstrichs.

Etliche Katzen streunen im Garten, sowie im Haus und bewirken einen wirksamen Schutz gegen Vogelspinnen, Schlangen und andere giftige Kleintiere.

Die Hunde des Nachbarn ergänzen den Schutz und schützen vor Wölfen und Hyänen.

Weiter geht es durch die Negev Wüste, vorbei an etlichen Beduinenzelten.

Durch die Wüste Negev

Ein besonderes Bild erwartet uns, als wir durch den Yatir Wald fahren.

Der Yatirwald liegt am nördlichen Rand der Negevwüste und unmittelbar südlich der Grenze der Palästinensergebiete zu Israel. Dieser größte gepflanzte Wald in Israel umfasst 30 km² und liegt östlich der Siedlung        Meitar und nördlich der Stadt Arad. Der Wald liegt in einem Gebiet mit trockenem Klima, in dem eine niedrige Luftfeuchtigkeit vorherrscht. In Höhen zwischen 400 und 850 Metern über dem Meeresspiegel fallen durchschnittlich 300 bis 350 mm Niederschlag im Jahr. Die Böden bestehen aus kalkhaligen Gesteinen.

Der Künstler Rick Wienecke lebt im Norden der Negevwüste in Israel und hat dort ein einzigartiges Kunstwerk geschaffen. Die „Fountain of Tears“, zu Deutsch: „Quelle der Tränen“, hat er in einem intensiven Prozess des Hörens auf Gottes Reden und im Suchen nach künstlerischen Ausdrucksformen zwischen 2001 und 2008 gestaltet. Es ist ein Dialog zwischen dem gekreuzigten Yeshua von Nazareth und Holocaustüberlebenden.

Im Mittelpunkt stehen die letzten überlieferten sieben Deklarationen des Gekreuzigten und die sehr vielschichtige Reaktion des Holocaustüberlebenden darauf. Das Kreuz ist nicht zu sehen. Yeshuas Gestalt tritt aus Jerusalemer Gestein hervor und wird von Juden als einer von ihnen erkannt. Yeshua ist im Holocaust nicht abwesend, sondern identifiziert sich vollkommen mit dem Leiden seines Volkes, der Juden. Das geht so weit, dass Yeshua bei dem Schrei „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ keine Haare und keinen Bart mehr hat und eine tätowierte Nummer auf dem Arm – so wie der Holocaustüberlebende.

Dieses Kunstwerk haben in Israel bisher über 15.000 Juden und Christen gesehen. Juden erkennen in Yeshua: „Er ist einer von uns. Er ist doch nicht der, der uns bis aufs Blut verfolgt hat.“ Christen erkennen, dass ihr blonder Heiland überraschenderweise ein jüdischer Messias ist.

Den Abschluß dieses ereignisreichen Tages bildet eine Einladung zum Abendessen mit Eytan und seiner Familie in dem gerade erst bezogenen Haus in der Siedlung Beit Yatir.