In der Nacht verlassen wir die Stadt des großen Königs

Kurz vor dem 57. Jerusalemtag, an dem der Befreiung der Stadt von `67 gedacht und und deren Wiedervereinigung gefeiert wird, der Dienstagabend, 4.5.24 beginnt machen wir uns auf den Heimweg. Dies Lied passt an dieser Stelle, da es in aller Schwere, den Grund ihrer Hoffnung Israels im Blick hat:

Text:

Am Israel Chai! – Das Volk Israel lebt!

Die Sonne wird bald scheinen
Wir werden bessere Tage kennen als diese
Das Herz kämpft mit der Sorge
Alle werden nach Hause zurückkehren
Wir werden unten auf sie warten
Hoffentlich erfahren wir gute Nachrichten

Denn das ewige Volk fürchtet sich nie
Auch wenn es schwer zu sehen ist
Wir sind alle zusammen, niemand ist hier allein
Wenn die Kriege brennen

Das Volk Israel lebt
Wenn wir nicht vergessen, immer geeint zu sein
Das Volk Israel lebt
Im Aufstieg und im Niedergang, auch in den schwersten Stunden

Gott, der Gesegnete, er wacht über uns
Wer also kann über uns triumphieren
Denn wir haben kein anderes Land
Wir werden untereinander Frieden schließen
Wacht über unsere Kinder
Denn wir haben unseren Glauben nicht verloren

Mein Land ist unser Erbe
Unsere Seele wird jetzt nicht fallen
Um uns herum, ein Eisen aus Schwertern
Und die Taube wird ihre Flügel ausbreiten
Die Hoffnung von zweitausend Jahren
Wir werden auf die Straßen gehen und wieder singen

Denn das ewige Volk fürchtet sich nicht
Auch wenn es schwer zu sehen ist
Wir sind alle zusammen, niemand ist hier allein
Wir werden auf die Straße gehen und singen

Für unseren Mietwagen haben wir nach 20 Uhr vor dem Gelände, außerhalb des Tores Ratisbonnes, einen Parkplatz gefunden. Um 2 Uhr, nach etwas (Michael), oder keinem (Ulrike) Schlaf, machen wir uns auf den Weg durchs schlafende Jerusalem. Im Navi den Abgabepunkt unseres Mietwagen Unternehmens in Ben Gurion eingeben. 3 Stunden vor Abflug dort zu sein, sind notwendig, denn die Schlangen vor dem Einchecken sind umfangreich.

Das Abfliegen unseres Fliegers habe ich gar nicht mehr mitbekommen, bin ich auf dem Sitz doch schon eingeschlafen. Später erfahre ich von Ulrike, dass unser Flieger vor dem Start länger warten musste. In Berlin finden wir unser Gepäck zügig und mit Unterstützung die richtigen Tickets am Automaten für den Zug nach Potsdam,

wo uns unsere Tochter Lea mit Peppa, ihrem Hund, uns abholt. Dann geht’s mit unserem Womo Richtung Hamburg. Eine Pause auf einem Autobahnrastplatz ist dringend nötig. Danach war ich wieder etwas fitter.

Dankbar und wohlbehalten kommen wir zuhause an. Gestern um diese Zeit liefen wir in der Altstadt Jerusalems bei 35 Grad. Jetzt nieselt es bei 15 Grad. Mmmh! Der Garten ist ein Urwald. Selbst an der Hecke blüht es üppig blau.

Zum Ende unserer Reise mit diesen vielen Begegnungen, wo unsere Präsenz und Äußerungen in dieser Zeit der Bedrängnis Israels den Fokus auf „Trösten“ hatten, ist für uns auffallend, wie schwer man sich tut in Deutschland, ja im Westen überhaupt und gerade auch im Raum der Kirchen, das Massaker vom 7. Okt. mit seinen traumatischen Auswirkungen für das israelische Volk klar zu sehen und sich eindeutig an die Seite Israels zu positionieren. Eine Schriftstellerin, die in der Diktatur Rumäniens aufwuchs, Herta Müller, Nobelpreisträgerin für Literatur, muss uns mit ihrer Weckruf-Rede in diesen Tagen in Schweden aufrütteln: https://cindev.de/wp-content/uploads/2024/06/Auszuege-der-Rede-Herta-Muellers-in-Schweden.pdf

Am Ende unserer Reise können wir staundend sagen, was für eine Reise?! Ende

Unser Abschied von Jerusalem

Heute soll es in Jerusalem heiß werden. (34 Grad) Auch in der Hinsicht wird unser Nachhausekommen eine Umstellung. Unser Sohn hat angerufen und mitgeteilt, dass er sich einen Infekt gefangen hat, Freunde von ihm hätten aber auch gerade Corona. Wir wissen gar nicht, dass in Israel, das überhaupt noch festgestellt wird. Denn es hat hier ja gar keine Konsequenzen mehr. Aber wir disponieren um. Ein Abschlusstreffen mit unserem Sohn in Rechovot canceln wir besser. Unser Plan war, von ihm aus in der Nacht zum Flughafen zu fahren. Rechovot liegt dichter an Ben Gurion. Vater Elio, der Prior des Klosters Ratisbonne, unserem Quartier, gibt grünes Licht, es wäre kein Problem den Tag noch zu bleiben. So beginnt der Tag locker. Nach dem Frühstück machen wir uns zuerst an unsere Vorbereitungsplanungen zur Hochzeit unserer Tochter Lea. Sie heiratet in 4 Wochen und diese Überlegungen sind während der Reise etwas zu kurz gekommen. Abends wollen wir als Familie dazu mal wieder zoomen. Wir hören einen Gottesdienst aus der Friedenskirche, Hamburg-Jenfeld. Predigtthema zu: „Was ist der Sinn des Lebens?“ Am Blog arbeiten und Packen ist angesagt. Dabei hören wir Flugzeuge und Hubschrauber über der Stadt. Bei JNS lesen wir die Erklärung: Waldbrand in Jerusalemhttps://www.jns.org/jerusalem-forest-fire-forces-evacuation-of-israel-museum/

Am Nachmittag wagen wir einen Gang bei Saunatemperaturen zur Altstadt.

Weiter geht’s für eine Runde durch die gesamte Altstadt. Wir starten bei der Dormitio, am Zions Berg, an der südlichen Altstadt Mauer Richtung Tempelberg, weiter zum Damaskus Tor und wieder zurück zum Jaffa Tor.

Schabbat feiern in Jerusalem und Gush Etzion

Morgens geht es – so unser Plan – zum Gottesdienst in die Gemeinde von Benjamin und Reuven Berger.

Benjamin Berger

Eine messianische Gemeinde in der Altstadt von Jerusalem, die «Gemeinde des Lammes auf dem Berg Zion». Sie feiern ihre Gottesdienste seit vielen Jahren in der Christ Church. Seit mehreren Jahrzehnten stehen sie in einem weltweiten Verkündigungsdienst und sie sind Autoren mehrerer Bücher. Die Brüder wurden in New York geboren und wuchsen in einer schwer vom Holocaust betroffenen Familie als orthodoxe Juden auf. Sie gehören zu den Vätern der messianisch-jüdischen Bewegung in Israel. Hier hoffen wir, Christa Behr wieder zu treffen, die seit Jahrzehnten sich zu dieser Gemeinde hält. Dazu hat sie einiges geschrieben: https://christabehr-jerusalem.de/Artikel/BergZion

Irgenwie surreal, Israel ist im Krieg und wir laufen durch das sonnige Jerusalem. Und dem „Krieg um die Köpfe“ in den Medien kommt dabei auch eine besondere Rolle zu. In Amir Zarfatis Info-Blog fand ich zu Israels Kampf gegen den Terror dazu folgendes.

Ausdruck des Verständnisses der Biden-Administration
Dagegen sieht sich Israel im Überlebenskampf in einem städtischen Guerillakrieg gegen Terrorgruppen, die ihre Auslöschung offen postulieren und dabei gezielt, als Teil ihrer Kriegsstrategie, Bürger Israels in Geiselhaft unter unmenschlichen Bedingungen halten. Von den mehr als 100.000 Evakuierten ganz zu schweigen.

Der obig von uns zuvor geplante Gottesdienstbesuch fällt ins Wasser. Der Wächter von der Christ Church macht deutlich, kein Einlass, da am jeweils 1. Schabbat des Monats kein Gottesdienst stattfindet. Was nun? Wir schauen ins Handy und finden einen weiteren Gottesdienst in der Narkisstreet, der erst um 11 Uhr beginnt, das ist zu schaffen! Mit Google Maps über das Handy lassen wir uns navigieren und landen schließlich rechtzeitig in der Nebenstraße von unserem Domizil „Ratisbonne“ zum Gottesdienst in der dortigen Baptistengmeinde. Vor 2 Jahren standen wir mit unserem Wohnmobil auf dem Parkplatz der Gemeinde, da in der Nähe die Vorbereitungsveranstaltungen für den Marsch der Nationen stattfand.

Gema Blech (Freundin von Petra) spricht u. a. auch uns an und macht ein Foto.

Der Gottesdienst beginnt mit Lobpreis von Roy Kendall, am Flügel angeleitet. Mit seiner Frau leitet er diese Arbeit: https://findtruelife.com/kendall-2/

Roy und Mary Kendall

Heute predigt auf englisch Brad Young, als Gastredner. Was für eine Überraschung?! Wir haben von ihm einige Expl. des NT (in englischer Sprache), dass er nach vielen Jahren Zusammenarbeit mit David Flusser, mit dem Fokus aus jüdischer Sicht, übersetzt hat.

In dieser speziellen Forschungsarbeit über die jüdischen Wurzeln des NT, arbeitete damals auch Malcolm Lowe, (Ehemann von Petra Heldt) als Forschender und Lehrender mit. Über Petra und ihrer Institutstätigkeit, haben wir vor 2 Jahren von Brads theologischer Arbeit gehört und damals einige NT Exemplare bestellt. Jetzt lernen wir uns persönlich kennen. Das sind die besonderen „Zufälle“ in Israel. Hier seine Predigt (englisch) über das „Vaterunser“, unter besonderer Berücksichtigung seines jüdischen Hintergründe.

Dr. Brad H. Young, Gastprediger
in der Narkisstreet, Baptistengemeinde, Jerusalem, 1.6.24
Die Predigt (engl.) über das „Vaterunser“ – Gebet

Zuhause essen wir etwas und pausieren kurz, um dann zum Besuch zur Familie Amit und Oshra Barak in die kleine Siedlung „Noqedim“, in der Region Gush Etzion, Judäa uns auf den Weg zu machen.

Eindrücke auf dem Weg

Wir werden mit Bild und leckerem selbstgebackenem Kuchen/Challa herzlich empfangen und zum Tee erwartet. Wir bekommen eine Hausführung, vor 2 Jahren, als wir mit dem Wohnmobil hier vor der Tür standen, sah es noch völlig anders aus. Es ist großzügig und schön geworden.

Auf unsere Fragen berichten Beide von ihrem Erleben des 7. Okt. 23. Amit war mit Reisegruppe in Tiberias, als er morgens auf dem Handy, Stück für Stück von dem Umfang des Terroristenangriffs erfuhr. Die Reisegruppe wurde schnell zum Flughafen gebracht. Da sie zu zweit die Gruppe leiteten, war dies durch die Begleitung des Kollegen möglich. Amit benachrichtigte seine Frau, dass sie sich schnell verbarrikadieren solle, denn es war nicht einzuschätzen, wie die arabische Nachbarschaft reagiert, schließen die sich an? Auch wusste zu der Zeit niemand, wieweit die Gazaterroristen ins Land vorgedrungen waren? (Später wurden Pläne der Hamas über deren strategisches Vorhaben gefunden, die deutlich machten, dass sie ganze Städte weit im Land einnehmen wollten. Nur die Gegenwehr hat sie davon abgehalten.) Amit fuhr nach Hause, half beim Verbarrikadieren, schnappte seine Armeeutensilien und machte sich auf den Weg nach Gaza. Oshra erzählt Ulrike, wie dramatisch sie das erlebte und was es mit ihr gemacht hat. Die Sicherheit für die Siedlung wurde danach hochgefahren. Kameras, am Wegrand vor seinem Haus reagieren auf Bewegung, worüber er auf seinem Handy informiert wird, sowie der Sicherheitsmann der Siedlung. Eine eigene, regelmäßige Bewohnerwächtergruppe mit Soldatenunterstützung verbessert die Sicherheit. e Nach seinem 3 Monate andauernden Tunnelkampfeinsatz in Gaza, wurde Amit gleich für eine IDF Kampfeinheit für Judäa und Samaria angefragt. Nach einer Pause hat er dem zugestimmt, da er die Möglichkeit hatte, abends nach Hause zu kommen. Aktuell ist jetzt aber sein Einsatzort in Metulla, der nördlichsten Stadt Israels an der Grenze zum Libanon. Amit findet diese Aufgabe sogar noch herausfordernder. In Gaza kämpften wir. Dort sind wir ständig wachsam in aktuell leeren Häusern. Alle Bewohner Metullas, wie überhaupt ein breiter Streifen über die gesammte Grenze zum Libanon, ist evakuiert. Da ständig Raketenbeschuss von der Hisbollahseite besteht, gehen viele davon aus, dass über kurz oder lang ein Krieg gegen die Hisbollah beginnen könnte. Wenn nicht jetzt, meint Amit, dann früher oder später. Aber er muss statfinden, da die Lebenssituation im Norden für die Bewohner nicht lebbar ist.

Ulrike spielt mit den beiden Kindern „Hi-lo“, unser Mitbringsel. Der 9 jährige Nerie erfasst die Regeln, seine 5 jährige Schwester ist doch noch überfordert.

Wir verabschieden uns mit einem Abschlussfoto. In der judäischen Wüste, vor ihrem Haus, sehen wir viele Neubauruinen, die es bei unserem Besuch vor 2 Jahren noch nicht gaben. Das bestätig Amit. Die Araber bauen jetzt illegal im ausgewiesenen Naturschutzgebiet, vor dem Toten Meer. Mit einer kleinen NGO hat er die Behörden und das Militär auf den Unsicherheitsfaktor hingewiesen, abgesehen, dass die Bauten illegal und im Naturschutzgebiet sind. Bislang haben diese Stellen es nicht ernst genommen und laufen lassen. Er hofft aber im Hinblick auf die nächsten Wahlen, würde sich da was ändern.