Es ist 5.30 Uhr und wir treffen uns mit der Helfergruppe (gemeinsam sind wir 5 Erwachsene + 3 Jugendliche) aus dem Kibbuz Beth El. Gleich geht’s los. Die Sandwiches werden gemeinsam mit um die 50 freiwilligen Helfern aus dem ganzen Land zusammen zubereitet im Kibbuz Nir Galim, nahe Ashkalon. Im Kibbuz eine Holocaustgedenkstätte.
Der Originalwaggon wurde Ihnen aus Deutschland (Hannover) zur Verfügung gestellt.
Für diesen Schabbat gaben 3500 Soldaten aus dem Kampfgebiet um Gaza Bestellungen auf.
Die Verantwortlichen, die hier seit 7 Monaten freiwillig einen hohen Einsatz zeigen und gar nicht wissen, wie sie dies aufrecht halten können, waren schon gerührt, dass Christen aus Deutschland zur praktischen Unterstützung kamen.
Diesen wichtigen Dienst der Ermutigung haben wir finanziell mit einer uns anvertrauten Privatspende unterstützt.
Am späteren Vormittag geht dann die Auslieferung los an die vielen Militärbasen im Süden.
Wir fahren durch das Kibbuz, das am 7. Okt. schwer überfallen wurde.
Das Tor ist mittlerweile erneuert worden. Diese Häuser sind noch schwer beschädigt. Viele Bewohner sind weiterhin evakuiert und möchten noch nicht wieder zurück.
Letzte Auslieferung für uns war in der Nähe Bershevas. Der Soldat hatte kurz frei und musste abends wieder nach Gaza zurück. Seine Spezialeinheit ist u.a. für die Sprengung der Tunnel zuständig.
Auf dem Rückweg halten wir im Kibbuz „Talmei Yosef“, das auf der Höhe Rafahs liegt und besuchen Julia, die in einer sozialen Organisation arbeitet, die in der Region Eshkol tätig ist für Menschen mit Handicaps, insbesondere Senioren und auf Spenden angewiesen ist. Ihre Dienststelle, Leitung eines Tageszentrums für Bewohner des Bezirks, befindet sich in Eshkol. Und diese Arbeit wird von Beth El schon seit einiger Zeit unterstützt. Sie berichtet uns mit Ihrem Mann, wie beide das Massaker vom 7. Okt. erlebt haben, Dramen die die ganze Region traumatisiert hat. Mitarbeiter wurden ermordet. Sie versuchen, wieder „Normaliät“ zu leben. So besuchen sie „ihre“ Leute an den Orten, wohin sie evakuiert wurden, um die Beziehungen aufrecht zu halten. Haben auch alle, die verstreut im Land leben schon einmal zu einem Treffen in eine große Kulturhalle in Tel Aviv eingeladen, um sich überhaupt zu sehen und gegenseitig zu trösten.
https://www.neveshkol.org.il/objDoc.asp?PID=1011206&OID=1095970
Unter obigem Link findet Ihr die Einrichtung.
Zum ganz Besonderen der Erfahrungen und Begegnungen dieses Tages gehört auch diese Begebenheit, die als Wunder bezeichnet werden kann. Am Morgen fiel im Moshav, „Yated“ eine Bombe „zu früh“, die also vor Gaza abgeworfen worden war und landete dort, ohne zu explodieren.
Nun, schon auf dem Heimweg machen wir bei der Vorbeifahrt noch einen Stop am Nova Festival Gelände. Hier wurden am 7. Oktober weit über 300 junge Menschen ermordet. Und ist jetzt ein Ort des Trauerns und des Gedenkens. Es liegt in einem Wäldchen, Nahe der Grenze zu Gaza.
Viele Besucher sind an diesem Ort. Vielleicht Familienangehörige und Freunde. Wieviel Blut wurde hier vergossen? Auch eine Gruppe jüdischer Frauen mit Musikinstrumenten sitzen am Rand und singen Glaubenslieder.
Auf der Weiterfahrt halten wir noch für einen Geburtstagsbesuch in Sderot. Ulrike und Aby steigen dort erstmal bei dem älteren Ehepaar aus und wir anderen erkunden die Stadt, die auch schwer vom Massaker betroffen war.
Vor Jahren haben wir Sderot mit einer Reisegruppe besucht und dabei auch die Sammlung von Raketenschrott besichtigt, von Raketen, die auf die Stadt abgeschossen worden waren. Jetzt stehen wir auf einem leeren Platz. Die völlig zerstörte Polizeistation wurde abgerissen.
Dann fahren wir zum Geburtstagskaffee, singen dem Jubilar, der immer mal Artikel für die Jerusalalem Post schreibt, ein deutsches Geburtstagsständchen. Auch sie beide berichten Ihre Erlebnisse vom Ihrem Erleben des 7. Oktobers. Eine bewaffnete Gruppe Terroristen lief vor Ihrem Haus vorbei. David, der Jubilar blieb danach in Sderot, weil er körperlich eingeschränkt ist. Seine Frau Chavah musste erstmal für einige Zeit das Land verlassen, um sich zu beruhigen. 60 % der Einwohner Sderots leben aktuell wieder in der Stadt.
Tief berührt von den vielen Eindrücken und Begegnungen des Tages geht’s zurück. Im Bulli auf der Rückfahrt wird einiges davon besprochen. Dabei lerne ich auch unseren guten „Chauffeur“ Ariel, der von einem seiner 6 Kinder auf dieser Tour begleitet wird, etwas besser kennen.
Zum Schluss dieses Einsatzes und unserer dortigen Besuche und Begegnungen mit Menschen, die vom Massaker traumatisiert sind, möchte ich an dieser Stelle Hintergrundinformationen zur Hamas und der Gaza Zivil-Gesellschaft geben. Denn wir leben in einer völlig anderen Kultur und unsere Lebens-erfahrungen sind nicht einfach auf das dortige Leben passend zu übertragen, Hinzu kommt, dass unsere übliche Medienberichterstattung m. E. nicht hilfreich ist, um das Geschehen dort auch nur annähernd „zu verstehen“. Einigen ist evtl. Mosab Hassan Yousef bekannt, der vor Jahren das Buch „Sohn der Hamas“ schrieb und auch die DVD über sein Leben, „Der grüne Prinz“ ist sehr zu empfehlen. Von ihm gibt es hochinteressante Stellungnahmen zum aktuellen Geschehen mit Bewertungen dieses Insiders auf Youtube. Hier möchte ich jetzt aber auf Dor Shachar aufmerksam machen. Er kam als Aiman Abu Suboh in Gaza zur Welt und entschied sich mit 12 Jahren aus Gaza zu fliehen. Ist mittlerweile konvertiert zum Judentum und lebt in Israel. Hier ein Artikel, bzw. ein Youtube Video zu seiner Geschichte: https://cindev.de/wp-content/uploads/2024/06/Ich-wurde-zum-fanatischen-Antisemitismus-erzogen-Dor-Shachar.pdf
Abends zurück in Binyamina werden wir schon erwartet, 13 Std. waren wir unterwegs. Ein festlich gedeckter Tisch, unter einer mit Wein überdeckten Pergola, und vielen schon im eigenen Holzofen gebackenen Pizzen erwarten uns. Was für eine Gastfreundschaft! Aber dieser Empfang nach dieser Tour tut gut.