Eine Verschnaufpause in Jerusalem?!

Die letzten 3 Tage unserer Reise haben begonnen und heute gibt es bislang keinen festen Termin – ganz merkwürdig. Bei all dem bisherigen „Rennen“, ein ganz ungewöhnliches Gefühl – eine Pause? So starten wir unsere heutige gemeinsame Gebetszeit mit Liedern, wie:

„Groß ist unser Gott, Herr der Ewigkeit.
Er allein regiert, über Raum und Zeit.
Souverän herrscht er, Schöpfer dieser Welt,
der in seiner Hand unser Schicksal hält. Sein Wort gilt für alle Zeit.
Sein Reich kommt in Herrlichkeit.
Wir steh’n staunend Gott vor dir,
Unser Vater“

Ja, in so einem Moment der Besinnung staunen wir über den bisherigen Verlauf der Reise mit allen Begegnungen und wie sich unsere vorherigen Gedanken und Planungen dann im Gehen erschlossen haben und inhaltlich füllten. Wir sehen dabei dankbar Seine Hand und Bewahrung. In so einem Moment des Innehaltens ist es uns wichtig, allen ausdrücklich zu danken, die uns mit ihren Gebeten begleiten.

Heute Abend beginnt der Schabbbat. So möchte ich Euch mit folgendem Artikel mal auf eine jüdisch-orthodoxe Stimme mit ihrer Sicht für die aktuelle Situation Israels aufmerksam machen. An dieser Stelle jetzt seine Artikel (engl.) einleitenden Gedanken:

Auserwählt, aber wofür? Rabbi Efrem Goldberg Wir haben gerade einen Yom Tov gefeiert, bei dem wir in Davening und Kiddusch immer wieder sagten: Asher bachar banu mi’kol am : Du hast uns aus allen Nationen ausgewählt. Wir haben es vielleicht gesagt, aber es fühlt sich ganz sicher nicht so an. Wenn man die aktuelle Lage der Juden auf der Welt betrachtet, kann man leicht in Verzweiflung geraten. Der andauernde Krieg Israels gegen die Hamas, die anhaltende Gefangenschaft unserer kostbaren Geiseln und die unerbittliche Bedrohung durch den Iran sind in erster Linie ermüdend für unsere Brüder und Schwestern in Israel, aber in geringerem, aber bedeutendem Maße auch für alle, denen das am Herzen liegt unsere Heimat und unser Volk. Der metastasierende antisemitische Krebs, der sich schnell auf dem gesamten Universitätsgelände ausbreitet, der systemische Hass auf Juden selbst unter Professoren und Administratoren von Instituten „höherer“ Bildung, die Verzerrungen und Lügen der Medien, die Voreingenommenheit und Diskriminierung von Juden durch Kongressabgeordnete – das kann leicht passieren ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hervorrufen. Wenn „Freunde“ und „Verbündete“ die richtigen Worte verwenden und beredte Aussagen machen, aber keine sinnvollen Maßnahmen ergreifen, müssen Sie sich fragen: Wie wird das enden? Die Energie nach dem 7. Oktober, Teil eines geeinten, hartnäckigen Volkes zu sein, das entschlossen ist, unsere Feinde zu besiegen, die Sicherheit wiederherzustellen und für den Frieden für alle anständigen Menschen zu kämpfen, fühlt sich an, als würde sie sich auflösen und der grausamen Realität einer scheinbar endlosen Existenzberechtigung weichen Einsamkeit und Isolation. Das Adrenalin, das unsere Soldaten und ihre Familien in Israel angetrieben hat, das Proteste und Interessenvertretungen in Amerika angeheizt hat und das Beiträge und Spenden von überall her angeregt hat, ist kräftezehrend und hinterlässt möglicherweise an seiner Stelle Müdigkeit, Angst und Verzweiflung. Man erwartet von den Vereinten Nationen, dass sie Israel zu Unrecht verurteilen, und es wäre beunruhigend, aber sicherlich nicht überraschend, wenn der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen Haftbefehl gegen Premierminister Netanjahu erlassen würde, wenn Amerika aber eine Waffenlieferung nach Israel zurückhält, während die IDF dies trägt Wenn wir die Last tragen und den menschlichen Preis für den Kampf gegen einen gemeinsamen grausamen Feind zahlen müssen, fragen sich Juden und diejenigen, die Israel lieben, ob wir jemanden haben, an den wir uns wenden oder auf den wir zählen können. Wenn es sich so anfühlt, das auserwählte Volk zu sein, können wir vielleicht weniger auserwählt und sicherer sein. Für Interessierte zum Weiterlesen: https://rabbiefremgoldberg.org/forwhat

Und da ich gerade den aktuellen Infobrief von „audiatur“ per Mail zugesandt bekommen habe, nehme ich einen Kommentar von Melanie Phillips hier mit hinein. Als englische Journalistin beschreibt sie wie fogt das aktuelle Geschehen im Umgang der westlichen Welt mit Israel, mit besonderem Fokus auf ihr eigenes Land, und bezieht klar Position. Einen Abschnitt gegen Ende habe ich fett gesetzt, da ich diese Aussage als besonders wichtig einschätze:

Wie das Hamas-Pogrom die Feinde Israels angespornt hat, Melanie Phillips

Die Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat reicht weiter und tiefer, als manche vor dem 7. Oktober wahrhaben wollten. Die Entscheidung des Anklägers des Internationalen Strafgerichtshofs, Haftbefehle gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und seinen Verteidigungsminister Yoav Gallant wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen zu beantragen, hat für weitreichende Empörung gesorgt. US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung „empörend“. Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte, dies sei „eine zutiefst wenig hilfreiche Entwicklung“ und der IStGH-Ankläger, der auch Haftbefehle für die Hamas-Führer beantragt hat, täusche sich, wenn er eine moralische Gleichsetzung zwischen Israel und der Terrorgruppe ziehe. Die britische Labour Party, von der allgemein erwartet wird, dass sie bei den für den 4. Juli anberaumten Parlamentswahlen an die Macht kommt, unterstützte hingegen den Schritt des Anklägers. Diese unverhohlene Feindseligkeit war eine deutliche Abkehr von der früheren vorsichtigen Unterstützung der Labour Party für den Versuch Israels, die Hamas zu zerstören. Viele haben angenommen, dass die Partei Angst vor den muslimischen Wählern hat, die sich zu einem bedeutenden Block entwickelt haben, der als Preis für die Unterstützung der Muslime bei den Wahlen eine israelfeindliche und islamische Politik fordert. Die Feindseligkeit gegenüber Israel geht jedoch viel weiter und tiefer. Der Ankläger des IStGH, Karim Khan, ist ein britischer Anwalt aus einer Londoner Anwaltskanzlei, die sich mit Fragen des allgemeinen Rechts wie Personenschäden und Arbeitsrecht befasst. Khan stützte sich auf die Meinung eines Gremiums überwiegend britischer Menschenrechtsanwälte, die er zu seinem Berater ernannt hatte und die er als menschliches Schutzschild für seine Behauptung benutzte, Israel lasse die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hungern, töte sie vorsätzlich und behindere die Lieferung humanitärer Hilfe. Diese Anwälte wurden von der Staatsanwaltschaft als „unparteiisch“ bezeichnet. Sie waren jedoch alles andere als das. Einige von ihnen hatten Verbindungen zu palästinensischen Organisationen, andere hatten zuvor oft heftige antiisraelische Ansichten geäußert. Ein Mitglied dieses Gremiums war die Juristin Baroness Helena Kennedy, eine langjährige linksradikale Aktivistin und Ehrenschirmherrin der in London ansässigen Wohltätigkeitsorganisation Medical Aid for Palestinians. Drei Wochen nach dem Pogrom vom 7. Oktober warnte Kennedy vor einer „kollektiven Bestrafung“ durch Israel, bezeichnete den Gazastreifen als “in Schutt und Asche gelegt” und warf Israel vor, die Wasserversorgung des Gazastreifens zu unterbrechen. Ihre empörendste Äußerung war jedoch eine Rede zum Thema Völkermord, die sie im März hielt. Sie sagte vor dem House of Lords: „Der gegenwärtige Konflikt zwischen der Hamas und Israel folgt auf jahrzehntelanges schreckliches Verhalten sowohl der IDF als auch der Hamas vor, während und nach dem 7. Oktober.“ Nach Ansicht dieser Doyenne der „Menschenrechte“ machten sich also israelische Soldaten, die verzweifelt die Hamas-Sturmtruppen während deren weiterhin abscheuliche Gräueltaten an israelischen Frauen, Kindern und Männern abzuwehren versuchten, eines „schrecklichen Verhaltens“ schuldig, indem sie ebendies taten. Es ist schwer, die Obszönität einer solchen Verurteilung zu begreifen. Doch dieser moralische Bankrott war kein Einzelfall. Andere Intellektuelle haben genau die gleiche Verurteilung der Israelis für die Tötung der Hamas-Mörder am 7. Oktober ausgesprochen. Mit anderen Worten: Juden sollen sich nicht gegen völkermörderische Angriffe verteidigen dürfen. Sie werden sogar dafür verurteilt, dies zu tun. Noch verblüffender ist, dass der völkermörderische Angriff den weltweiten Versuch, Israel ganz zu zerstören, noch verstärkt hat. So geschehen in Irland, Norwegen und Spanien, die erklärt haben, sie würden einen nicht existierenden „Staat Palästina“ anerkennen. Sie belohnen damit die Hamas für ihre barbarischen Angriffe. Die Botschaft an alle Palästinenser lautet, dass Schlachten, Vergewaltigungen und Geiselnahmen ihr Weg zum Sieg sind. Die einseitige Anerkennung von „Palästina“ ist eine Form des „lawfare“ gegen Israel. Und die wichtigste Triebfeder für diesen Kampf ist das „Menschenrechtsgesetz“. Sie wurde in der Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem von britischen Juristen entwickelt, um Juden und andere Minderheiten vor tyrannischen Regimen zu schützen, die die Menschenrechte verweigerten. Doch in den Händen politisierter internationaler Gerichte hat er sich zu einer Waffe gegen den demokratischen jüdischen Staat entwickelt. Das „Menschenrechts“-Establishment – die Vereinten Nationen, der Internationale Strafgerichtshof und der Internationale Gerichtshof sowie Nichtregierungsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International – ist zu einer Schlüsselwaffe geworden, um Israel zu dämonisieren, zu delegitimieren und letztlich zu zerstören. Internationale „Menschenrechte“ – die säkulare Religion der Linken – sind auch ein unbestrittenes Dogma unter den sogenannten Konservativen, die sich antiwestlichen Anliegen wie der Besessenheit vom Klimawandel, dem „weißen Privileg“ und der Unterstützung für die palästinensischen Araber angeschlossen haben. Der britische Außenminister David Cameron ist ein Konservativer dieser Art. In den letzten Monaten hat er Israel vorgeworfen, zu viele Zivilisten in Gaza zu töten, die Lieferung humanitärer Hilfe absichtlich zu behindern und sich nicht an das Völkerrecht zu halten. Er hat gedroht, die (sehr geringen) Waffenlieferungen des Vereinigten Königreichs an Israel einzustellen, und sogar angedeutet, dass das Land einseitig einen palästinensischen Staat ausrufen könnte. Diese Woche jedoch änderte sich der Ton abrupt. Im Oberhaus verurteilte Cameron nicht nur den Schritt des IStGH-Anklägers aufs Schärfste. Er hat auch seine Haltung gegenüber Israel aufgeweicht. Als er erneut aufgefordert wurde, Waffenexportlizenzen auszusetzen, wies er darauf hin, dass der Iran nur wenige Tage nach der letzten Aufforderung Israel „mit einer Barrage von über 140 Marschflugkörpern“ angegriffen habe. Cameron ist kein Ideologe. Mit seinen schwammigen liberalen Idealen, für die es kaum Fakten gibt, ist er im Allgemeinen mit dem Strom des modischen Konsenses geschwommen. Nun aber scheint er zu erkennen, dass die Dinge etwas komplizierter sind, als er angenommen hatte. Offensichtlich wurde er von der heftigen Reaktion auf seinen sanfteren Ton innerhalb des Außenministeriums überrascht, wo seine Beamten Israel zutiefst feindselig gegenüberstehen und derzeit fordern, dass die Regierung Israel den Wölfen zum Fraß vorwirft. Darüber hinaus hat Cameron nach der drastischen Reduzierung der von der Hamas diktierten und fälschlich aufgeblähten Zahl der im Krieg getöteten Zivilisten im Gazastreifen durch die Vereinten Nationen zu erkennen begonnen, dass die ihm von seinen Beamten vorgelegten und seine Drohungen gegen Israel befeuerten Beweise erfunden waren. Ob dies ein Zeichen für eine generelle Hinwendung des britischen Außenministers zu Israel ist, ist nun fast irrelevant. Denn wenn die Konservative Partei nicht irgendwie die nahezu universelle Verachtung umkehrt, die sie derzeit in der Öffentlichkeit genießt, wird Labour-Chef Sir Keir Starmer am 5. Juli Premierminister werden. Obwohl er die jüdische Gemeinschaft mit aller Macht davon überzeugt, dass er den Antisemitismus in der Partei, der mit seinem Vorgänger Jeremy Corbyn in Verbindung gebracht wird, ausgemerzt hat, glauben ihm nur wenige britische Juden. Starmer mag zwar die schlimmsten Straftäter aus der Labour-Partei entfernt haben, aber zu viele Abgeordnete und andere in der Partei sind nach wie vor zutiefst israelfeindlich. Starmer wird auch bestrebt sein, die muslimische Gemeinschaft zu beschwichtigen, was eine härtere Haltung gegenüber Israel voraussetzt und auch eine mangelnde Bereitschaft bedeuten kann, gegen extremistische Imame oder muslimischen Antisemitismus vorzugehen. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass die Unterstützung der palästinensischen Sache für progressive Kreise das bestimmende außenpolitische Thema ist. Diese Unterstützung führt zu Judenhass und dem Wunsch, Israel zu zerstören. Das liegt daran, dass der Palästinensismus selbst vom islamischen Judenhass angetrieben wird und ganz auf dem Wunsch beruht, Israel zu vernichten, die Geschichte des jüdischen Volkes in diesem Land auszulöschen und es sich anzueignen. Und deshalb ist der Glaube an die „Zweistaatenlösung“ selbst ein so tödlicher Irrtum. Sie geht davon aus, dass der „Nahostkonflikt“ ein Streit über die Aufteilung des Landes zwischen zwei Völkern mit legitimen Ansprüchen auf dieses Land ist. Doch das ist schlichtweg falsch. Der „Konflikt“ ist in Wirklichkeit ein von den palästinensischen Arabern geführter Vernichtungskrieg gegen die Existenz Israels, in dem ein Staat Palästina die Endlösung für die Existenz des jüdischen Heimatlandes sein soll.

Das Versäumnis Amerikas, Großbritanniens und Europas, diesen Vernichtungskrieg anzuerkennen, hat dazu geführt, dass sie den palästinensischen Terrorismus beschönigen, fördern und finanzieren. Ohne diese Unterstützung würden die palästinensische Sache und ihre terroristische Strategie nicht existieren. Die beantragten Haftbefehle und das performative Getue um „Palästina“ sind allesamt Teil einer Zangenbewegung aus völkermörderischem Terror, gehirngewaschenem Straßenaufstand und „Menschenrechts“-Gesetzgebung, die auf die Zerstörung Israels abzielt. Und dieser höllische Prozess existiert nur, weil Großbritannien, Amerika und Europa ihn seit Jahrzehnten so gewollt haben.

Melanie Phillips, eine britische Journalistin, Rundfunksprecherin und Autorin, schreibt eine wöchentliche Kolumne für JNS. Auf Englisch zuerst erschienen bei Jewish News Syndicate. Übersetzung und Redaktion Audiatur-Online. Hier entnommen: https://www.audiatur-online.ch/2024/05/30/wie-das-hamas-pogrom-die-feinde-israels-angespornt-hat/

Diesen Artikel habe ich auch, angestoßen durch das Gespräch gestern mit Bat Ami, hier aufgenommen. Sie äußerte immer wieder, wie unfassbar das für sie ist, was aktuell im Westen im Hinblick auf das Geschehen in Israel passiert. Sie wiederholte mehrmals tief berührt: „Ich kann das nicht begreifen!“

Dabei bekommt diese weltweit zunehmende massiv-aggressive Haltung gegen Israel für uns gerade auch eine besondere Bedeutung, im Zusammenhang mit unserem biblischen Verständnis der Aussagen bei Matthäus im 25. Kapitel, ab Vers 31 – hier die einleitenden Worte:

Das Gericht über die Völker
„Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit mit allen Engeln gekommen ist, dann wird er sich auf seinen Thron der Herrlichkeit setzen. Alle Völker der Erde werden vor ihm zusammengebracht, und er wird sie in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Ziegen trennt. Rechts werden die Schafe und links die Ziegen stehen.

Wir haben auf dieser Reise in Gespächen mit Juden oder auch mit arabischen Christen, im Zusammenhang mit den aktuellen Schrecken und Leiden, von unserer biblisch gegründeten Hoffnung auf das Kommen des Messias und Seines Friedensreiches hingewiesen. Wir sind davon überzeugt, dass dies geschieht und die wahre Hoffnung ist, weil wir den Aussagen der Bibel, als von Gott inspiriert vertrauen. Aber genauso sind diese ernsten Aussagen über eine Gerichtsklärung zu den Nationen wahr. Und dabei geht es nach unserem Verständnis insbesondere darum, wie die Nationen/Völker sich zu Seinem Volk Israel verhalten haben. Das hat für die Völker Konsequenzen für ihr Leben in Ewigkeit. Weitreichender geht es nicht. Somit ist die weltweite Entwicklung und was das mit uns zu tun hat, mehr als ernst.

Ulrike macht sich auf den Weg zum Mahane Yehudah, um Küchenschätze einzukaufen und den Trubel der Schabbateinkäufe auf sich wirken zu lassen. Hier einige Eindrücke:

Zurück in unserer Ruheoase. Oleanderbaum, Ratisbonne

Und ich arbeite am Blog.

Am frühen Abend, Erev Schabbat treffen wir uns mit Hinrich und Elke Kaasmann zum Schabbat, als kleine Abordnung unseres Israel – Gebetskreises im leeren (keine Touristen) Christ Church Gästehaus.

Und besuchen dann noch die Westmauer.

Heute geht’s nach Samaria (Shomron)

Es ist uns etwas mulmig.*

*Wir wurden von einer Blogleserin gefragt, warum mulmig? Gestern, als wir Elias danach fragten, wie er die aktuelle Gefahr für eine Fahrt durch Samaria einschätzt, meinte er, ihr müsst vorsichtig sein, es wird immer wieder auf fahrende Autos mit israelischen Nummernschild geschossen und den Terroristen ist egal, wer das Opfer ist. Hinzu kommt, dass aktuell wieder ein terroristischer Rammangriff war, wo also gezielt das Auto als Waffe benutzt wurde. Ein Geschehen, dass vor vielen Jahren die Familie traumatisch erfahren musste, die wir heute besuchen wollen. Familie Dr. Yehudah Bohrer verlor eine ihrer Töchter, als diese mit ihren 2 Kindern im Wagen unterwegs war. Ihr Wagen wurde gezielt gerammt, sie starb dabei, als ihr Wagen im Gebirge von der Straße abgedrängt wurde. Die Kinder überlebten. Um so wichtiger ist uns daher, uns im Gebet bewusst unter den Schutz Gottes zu stellen.

Dabei haben wir mit der heutigen Losung, eine klare biblische Vision für Israels Zukunft: „Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“ Psalm 126,1

Um 10 Uhr sind wir mit Helen Bohrer verabredet, der Witwe Yehudahs. Wir haben über andere erfahren, dass sie aktuell bei ihrer Familie in Talmon lebt. Und über ihre Tochter Bat Ami (übersetzt: Tochter Seines Volkes) den Termin vereinbart. Also 9 Uhr los, vorher müssen wir noch tanken.

Samaria/Schomron, jüd. Verständnis , siehe: https://www.audiatur-online.ch/2021/08/23/warum-sollten-wir-judaea-und-samaria-anders-nennen/

Unterwegs

Wir kommen gut durch. Ulrike nutzt mit einem Handy „waze“, mit dem anderen „Google maps“.

Unsere Strecke. Für Google fahren wir durch die Levante, nicht Samaria

Bat Ami ist völlig irritiert, dass wir schon da sind, als wir vor der Tür stehen. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass wir ohne Anruf von unterwegs bei ihnen ankommen. Und tatsächlich Helen sitzt im Wohnzimmer, ganz Dame, wie immer, welche Freude!

Sie erklärt mir, dass sie eigentlich vor 3 Monaten nur zu Besuch bei ihren Kindern hier angekommen sei und bislang jeden Tag dies einfach verlängert. „Denn in Beth- El bin ich ja ganz alleine im Haus!“ Das Ehepaar Bohrer hatte 6 Kinder. Und allein Bat Ami hat schon 8 Kinder, weitere Kinder wohnen in Nachbarsiedlungen. Wieviel Enkelkinder, bzw. Urenkel sie jetzt hat, kann Helen gar nicht sagen. Gut, dass wir uns für unser Gespräch darauf einigen können, wir sprechen mit ihr deutsch und sie antwortet auf englisch. Helens Mutter, war in Nordheim geboren, hat Deutschland gerade noch mit dem letzten Schiff von Hamburg aus nach Amerika verlassen. Ihr Vater kam aus Geldern bei Frankfurt. Sie heirateten in Amerika, wo Helen 1940 in New York geboren wurde. Sie wuchs in einer Atmosphäre auf, in der der Holocaust ständig in Gesprächen und Begegnungen auf allen lastete und sich auf alles bedrückend legte. „Diese Erfahrung konnte ich nur mit Menschen meiner Generation in Israel ansprechen, weil jeder den anderen verstand, wie sich das anfühlte. Mit den eigenen Kindern ist das nicht so besprechbar“. Tochter Bat Ami hört mit einem Ohr zu, ist aber gerade noch am Laptop mit beruflichen Dingen beschäftigt. Als sie dazu kommt, erinnern wir uns, dass wir per Mail Kontakt hatten, als es um das Buch ihres Vaters ging, bei dessen Herausgabe wir gemeinsam mit den Sächsischen Israelfreunden arbeiteten. Sie hatte sich um das Design gekümmert. Und Felicitas Kugel, unsere Übersetzerin, hat sie auch kennengelernt, als sie zur Buchbesprechung vor Ort war. Das besondere Buch ist immer noch zu erwerben, siehe hier: https://israelladen.de/buecher-mehr/buecher/nachschlagewerke/2195/dr.-yehuda-bohrer-spuren-des-hoechsten

Bat Ami ist interessiert an dem Motiv unserer Vereinsarbeit, unserer Reise, dem Blog, aber auch wie wir die Situation in Deutschland und gerade in Beziehung zu Israel einschätzen. Dabei streifen wir das Thema „Umgang mit dem Holocaust“ und sie beschreibt ihre Schwierigkeit, als Teil der 2. Generation, wie diese Gefühle ausgedrückt werden können. Und das Massakergeschehen des 7. Oktobers und der Umgang mit diesem Trauma bei ihr eine Ahnung von dem hat aufleuchten lassen, wie es ihren Eltern damals ergangen sein kann. Plötzlich bekommt das Thema kurz gemeinsam Raum.

Nachdem wir noch mit selbst hersgestelltem Crunchy-Müsli und Dinkelknäcke beschenkt werden , das sie eigentlich für ihre 5 Kinder, die im Krieg kämpfen (was sich auf den Schlaf der Eltern auswirkt), gemacht hat, weil es nahrhaft ist und sich gut hält. Wir machen noch ein gemeinsames Abschiedsfoto im Garten.

Bat Ami hat noch einen beruflichen Termin und daher arrangiert sie, dass freundlicherweise ihr Ehemann Ran Krigman (55), uns mit dem Jeep auf eine Aussichtsplattform auf den Berg „Harasha“ fährt. Vom Garten aus blickt man auf ihn.

Eine echte Survivaltour den Berg rauf.

Oben haben wir einen umfassenden Blick auf unterschiedliche neue Siedlungen.

Auf dem Rückweg wartet Ran extra auf uns vor dem Lädchen der Siedlung, damit wir 3 Tüten Süßigkeiten für die Soldaten kaufen können, die wir danach auf der Basis in Anatot aufsuchen wollen.

Weiterlesen: Heute geht’s nach Samaria (Shomron)

Im Laden jobben 2 Jugendliche an den Kassen. Als Ulrike die Mengen an Süßigkeiten bezahlt, erklärt sie, dass wir dies Soldaten bringen wollen. Da spricht mich der andere an: woher wir kommen? Und wie wir hergekommen sind? War das Fliegen nicht etwas unheimlich? Ich antworte ihm und frage im Gegenzug, ob er schon geflogen sei? Das negiert er und meint, „wir leben hier in Israel und sind eine große Familie!“

Stellungnahme des Staates Israels und der rechtlichen Situation der Siedlungen in Judäa und Samaria, s. https://embassies.gov.il/dublin/AboutIsrael/history/Pages/Judea-Samaria-.aspx

Eine Karte über die umstrittenden Gebiete, die wir Judäa und Samaria nennen und weitere Informationen zu diesem Thema, siehe: https://cfoic.com/settlement-map/

Wir verabschieden uns von Familie Krigman und Helen. Bedanken uns für die herzliche Gastfreundschaft und laden sie zu uns nach Hamburg ein, denn Bat Ami trainiert Triathlon.

Nun machen wir uns auf den Weg zu Rachel Levy (22). Sie ist gerade von einem Monat Familienbesuch in Deutschland zurück und dient seit Februar auf einer Basis in Anatot, Judäa, nahe Jerusalems. ZUvor war sie in unterschiedlichen Orten stationiert. In der Zeit des 7. Oktobers sogar auf einer der Basen, die von Terroristen überfallen worden waren. Sie hatte an diesem Schabbat Urlaub. Als sie zurück zur Basis kam waren einige ihrer Kollegen ermordet. Vor einigen Wochen hatte sie uns zu Ihrer Willkommens-Party in HH – Eppendorf eingeladen. Mit ihrem Eltern sind wir befreundet. Gestern hat sie sich telefonisch bei uns gemeldet und wir haben kurzfristig das heutige Treffen auf ihrer Basis mit ihr abgemacht.

Unser Weg nach Anatot

Auf der Fahrt überlegen wir, ob uns der Name der Basis „Anatot“ aus der Bibel bekannt ist. Ulrike meint, ein Prophet lebte dort. So fällt mir der besondere Roman von Franz Werfel, „Höret die Stimme“ wieder ein, den ich vor einiger Zeit las. Er beschreibt darin das Leben des Propheten Jeremia, der in Anathot geboren wurde. Das Buch kann ich empfehlen.

Wir parken vor der Basis und Rachel holt uns dort ab.

Aktuell ist sie inoffiziell für unseren Besuch von ihrer Bereitschaft auf der Wache freigestellt. Auf dem linken Bild eine Soldatin in voller Montur (sie trägt, wie alle eine schusssichere Weste mit herausnehmbaren Keramikplatten). Sie sind auf dem Weg zum Überwachungsdienst an Kreuzungen, d.h., hinter Betonmauern mit Gewehr im Anschlag. Rachel ist die ganz Zeit unseres Treffens wachsam und kontrolliert jede Meldung am Handy, ob ein Einsatz gemeldet wird. Der aktive Teil im Muckibereich (Foto, re.) gehört zum wöchentlichen Pflichtprogramm. Als Kommandantin, sie hat die Ausbildung dazu absolviert, muss sie bei ihren Soldaten dies kontrollieren und abzeichnen, denn sonst können diejenigen nicht am Wochenende nach Hause. Da Rache, sogenannte „Lone Soldier“ ist, also ohne Familie im Land, lebt sie an ihren freien Tagen in Ra´anana (Stadt in Zentralisrael) in einem Haus für speziell diese Gruppe, in einem kleinen Appartment.

Rachel berichtet von einem Fall eines ihrer Einsätze, wo sie als Absicherung bei einem Einsatz mit häuslicher Gewalt hinzugezogen wurde. Dort vor Ort, wo der Täter nicht so einfach anzutreffen war, wurde ein Nachbar auf sie aufmerksam und wollte dann aufgeregt von ihnen wissen, was sie hier zutun haben. Seine Sorge, sie unterrichten eine Familie, dass ein Anghöriger gefallen sei. Eine Angst, die vielen im Land eine große Sorge ist.

Auf unsere Frage, womit sie rechnet, wenn in kommender Zeit der Krieg im Libanon gegen die Hisbollah beginnt? Sie geht davon aus, dass dies geschieht. Sie wird schon als Reservistin geführt und denkt auch, dass dann ihre Rescue-Einheit nach Norden versetzt wird.

Gruß von Rachel als wir zurück sind

Und dann unsere Geduldsprobe: Die Rückfahrt nach Jerusalem endet in einem Megastau mit Sperrungen und kein Hineinkommen in unsere Straße. Anderthalb Stunden fast nur im Stau stehend, stellen wir unser Auto entnervt in ein Parkhaus. Der Grund ist die Pride-Parade 2024. Aufgrund des Krieges wurde sie in Tel Aviv abgesagt. Riesiges Polizeiaufgebot, Helikopter kreisen stundenlang, Menschen strömten. Das Zentrums Jerusalems war Stunden zuvor abgesperrt worden. Kosten für uns: 20€ Parkgebühr im Parkhaus.

Tps-il berichtet: Jerusalem, 30. Mai 2024 (TPS) – Religiöse Israelis protestieren gegen die jährliche Gay-Pride-Parade in Jerusalem. Hier sind sie bei einer Demonstration am Haupteingang der Stadt zu sehen. Orthodoxe Juden glauben, dass Homosexualität eine Sünde ist.

Ein „zionistischer Araber“ – Besuch einer arabisch-christlichen Familie in Richtung Bethlehem.

Das Lesen des täglichen Infodienstes von Amir Tsarfati, eines „messianischen Juden“, also Jude, der Jesus/ Jeshua, als Messias/ Christus versteht, berichtet heute u. a. vom Israelbesuch Nikki Haleys folgende, klare Aussagen:

Nikki Haley: „Iran, China und Russland sind an dem Angriff beteiligt“

Nikki Haley, ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, die bei den US-Präsidentschaftsvorwahlen kandidierte und kürzlich in den Ruhestand ging, sagte bei ihrem Besuch in Israel: „Man muss anerkennen, dass der Iran hinter dem Angriff steckt und die gesamte Ausbildung und Finanzierung der Hamas bereitgestellt hat. Der russische Geheimdienst wurde eingesetzt und auch China ist beteiligt, wenn es Öl aus dem Iran kauft. Es ist notwendig, klar zu definieren, wer dazu beiträgt, dass diese schlimmen Dinge passieren.“

„Israel hat nicht Unrecht, Israel hat Recht. Wir müssen alles tun, um die Entführten freizulassen und sicherzustellen, dass Israel sicher ist und dass sich ein solcher Angriff nie wieder ereignet“, fügte Haley hinzu.

Haley kam als Gast des Knesset-Mitglieds Danny Danon nach Israel. (Amir Zarfati)

weitere Infos zu ihrem Besuch in Israel, s. hier: „Bei ihrem Besuch im Süden Israels verurteilt Nikki Haley die UNO und die Hamas“ https://tps.co.il/articles/nikki-haley-denounces-un-and-hamas-at-nova-massacre-site/

Heute vormittag treffen wir den messianisch-jüdischen Senior Pastor Birlie Belay.

Er hat äthiopische Wurzeln. Auf unserem Youtube Kanal „Zions Freund“ findet Ihr Beiträge von ihm. Hier jetzt ein Beitrag von 2015, in dem er seine Geschichte berichtet.

Mittlerweile hat er seine pastorale Gemeindeleitungstätigkeit abgegeben an seine Kinder und fokussiert sich auf die Arbeit „Brücke Äthiopien“, mit der er bedürftige Juden in Äthiopien unterstützt. Letzten Monat war er gerade wieder dort. Dazu schreibt er:

Vorrangig dient dieser Dienst für die Übergabe humanitärer Güter, also insbesondere der Verteilung von Grundnahrungsmitteln, um denen, die dort auf ihre Aliya warten (nach seiner aktuellen Schätzung noch zwischen 2000-3000 Juden), das Überleben zu sichern. Wir beten zum Abschluss noch gemeinsam und übergeben Brille eine Unterstützung eines privaten Spenders und Mittel unseres Vereins für seine Äthiopienarbeit.

Pastor Birlie Belays Barmherzigkeitsdienst

Eindrücke von unterwegs

Wir besuchen hinter dem Rathaus Jerusalem liegend eine besondere soziale Einrichtung für ältere Bürger Jerusalems. Die gesamte Arbeit lebt von Spenden. 30% ihres Budgets wurde durch den Verkauf selbsthergestellter kunstgewerblicher Artikel erwirtschaftet. In den eigenen Werkstattplätzen. Aber da jetzt keine Touristen kommen, ist das schwieriger.

Geheimtipp für Reisemitbringsel aus Israel, die nicht in Asien produziert werden und dabei älteren Bürgern Jerusalems ganz praktisch helfen. Denn diese Arbeit stiftet, z.B. Gemeinschaft, statt allein zu sein, Struktur im Alltag, da sinnvolle Tätigkeit am Vormittag, soziale Unterstützung. Mehr Informationen zu dieser Arbeit, siehe: https://lifeline.org.il/

Nach einer Pause fahren zu unserem Treffen mit Elias Zarina, arabisch sprechender, griechisch-orthodoxer Christ. Er war Sprecher auf unserem letzten Israelfreundestag am 20. Januar in Hamburg. Elias lebt in Har Gilo, einer Siedlung in Judäa, südlich von Jerusalem.

Har Gilo, Luftaufnahme

Nach seinem Abitur schloss er ein Studium für Hotelmanagement ab.

Diese Tätigkeit ist u.a. auch nach dem 7. Oktober und dem daraus folgenden völligen Zusammenbruch des Tourismus nicht mehr möglich. Hat deshalb als Einnahmequelle ein Geschäft für Tierfutter in seinem Wohnort aufgebaut. Dort startet unsere heutige Begegnung.

Elias vor seinem Geschäft für Tierbedarf

Für heute schließt er den Laden, der Umsatz ist an diesem Tag mäßig. Und seine Führung durch seinen Ort, an dem er seit 3 Jahren lebt und sehr gut integriert ist, beginnt.

Die Flagge der Christen Israels in seinem kleinen Apartment.

Christen in den Gebieten der Palästinensischen Autonomie (PA)

In diesen Tagen findet gerade, wie alle 2 Jahre, wieder die Konferenz „Christus am Checkpoint“ statt. Ein Treffen der Proklamation palästinensischer Ersatztheologie. Elias kennt diese Gruppe und ist verständlicherweise ein klarer Gegner deren Wirken. Was ist denn diesen Veranstaltern wichtig. Dazu ein Kommentar von Callie Mitchell aus ihrem Artikel: „Die Konferenz „Christus am Checkpoint“ leugnet Gottes Bundesversprechen an Israel“

„Die Identität des christlichen Palästinensertums wird auf der Seite des palästinensischen Nationalismus stärker gewichtet als auf der Seite des Christseins. Daher besteht die Notwendigkeit, die Heilige Schrift neu zu interpretieren, um sie an nationalistische Ideale anzupassen.

Das ist das größte Problem dieser gesamten Position und der CATC-Konferenz.

Es ist ein Prozess, bei dem das Wort Gottes geändert wird, um es sich bequem zu machen, dem entgegenzutreten, was wir als prophetische Erfüllung kennen: Die Rückkehr des Volkes Israel in das Land Israel. Es ist eine Bewegung, die aufgrund ihrer nationalen Identität lieber mit dem Islam solidarisch sein würde als mit einem demokratischen jüdischen Staat. Darüber hinaus ist die Gemeinschaft rund um die Konferenz bestrebt, so viele Christen wie möglich für diese Lehre zu evangelisieren.“

Der Link für zum Artikel: https://allisrael.com/blog/christ-at-the-checkpoint-conference-denies-god-s-covenant-promise-to-israel

Elias ist weiterhin seit 2 Jahren Leiter der arabischen Forschungsabteilung in der non-profit Organisation „Im Tirzu“ und arbeitet dabei mit, in den Medien und im Internet über die Terrorismusbekämpfung zu schreiben.

3 Militärbasen sind in Har Gilo, darunter eine zur Ausbildung für Militärrabbiner.

Elias berichtet, dass im 67iger Krieg sein damals jugendlicher Vater gemeinsam mit seinem Großvater bei der damaligen Eroberung Jerusalems und Befreiung von der jordanischen Besatzung von IDF-Soldaten von ihrem landwirtschaftlich genutzten Land vertrieben wurden. Schmerzhafte Familiengeschichte. Seine Vision ist, da Besitzurkunden der Familie vorhanden sind, er dies irgendwann juristisch klären lassen kann – hohe Anwaltskosten (!)- und er dann dort ein Haus für christliche „lone soldiers“ aufbaut, also junge Soldaten, die ohne Familie im Land ihren Wehrdienst absolvieren.

Elias zeigt uns die Umgebung Beit Jalas, in Nachbarschaft Bethlehems. Eine Region, die ehemals mehrheitlich (über 70%) christlich war. Heute, nach Oslo-Vertrag und dadurch der Übergabe an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), Christen eine Minderheit sind, von weniger als 12%. Für Elias, „der größte Fehler!“ das Land abgegeben zu haben. Deutlich wird die Konsequenz dieser Veränderung, z. B. an 2 Alltagsbeispielen. Elias möchte uns die großen Klostereinrichtungen der Salisienser zeigen, die u.a. auch eigenen Wein hoher Qualität verkaufen. Als wir auf das Gelände fahren, das von einer moslemischen Sicherheitskraft überwacht wird, verbietet dieser, dass wir Fotos machen können. Elias erlebt dies als Dominanzgebahren. Warum muss ein Klostergelände von einem Moslem bewacht werden? Ist Elias Antwort ist, dass gegen aggressive Moslems ein Christ keine Chance hat. Gewalttaten Christen gegenüber würden nicht ernsthaft verfolgt. Aber bei Moslem gegen Moslem, gäbe es eindeutige Konflikte zwischen Clans und dieses dann drohende Szenario „reduziert“ Gewalttaten. Clanrealität – eine Kultur mit orientalischer Logik, für die im Westen wenig Verständnis besteht. Anderes Beispiel: islamische Prediger lassen ihre Gottesdienste der Moscheen per Lautsprecher in die Region schallen mit eindeutigen Hassaufrufen zur Gewalt gegen Juden und Christen – jeden Freitag.

In den Tischgesprächen wird Freudiges besprochen, z.B., alle Nachbarn im näheren Umfeld gehören zur größeren Familie oder dass in 2 Tagen eine Nichte von Elias, bzw. Enkelin seiner Eltern getauft wird und dazu die Großfamilie zusammen kommen soll. Aber auch vieles Problematische wird angesprochen. So ist es für Elias gefährlich, offen an der Taufe teilzunehmen, denn die Kirche liegt im A-Gebiet, das bedeutet unter Oberhoheit der PA. Wenn Elias hinkommt dann unerkannt im Auto von Freunden und darf außerhalb des Kirchengebäudes nicht sichtbar sein. Elias spricht in diesem Zusammenhang von „dem Preis, den ihn sein Engagement kostet“, er kann seine Familie nicht einfach besuchen, auch wenn sie Luftlinie, paar hundert Meter entfernt liegt. Um die Hintergründe und Zusammenhänge besser zu verstehen, empfehlen wir folgendes Video, indem er seine Geschichte erzählt und seine Freundschaft mit Amit, den wir Samstag besuchen: https://youtube.com/shorts/FS8Nk7_GMiM?si=kYTc8tI67t5zS-fV

Elias Mutter macht sich große Sorgen um die Aktivitäten ihres Ältesten. Heute haben wir inneren Familieneinblick und somit beispielhaft in ein umfangreiches Schwergewicht der Lebenssituation hier vor Ort. Christen, denen das Leben als Christen erkennbar zu sein wichtig ist, haben das Lebensgefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen.

Elias benötigt Gebet.

Auf Jerusalems Straßen

„Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“
Jesaja 5,20

Hätte es den Internationalen Strafgerichtshof schon während des Zweiten Weltkriegs gegeben, hätte er dieselben Haftbefehle gegen Hitler, Churchill und Roosevelt erlassen, weil alle drei Zivilisten bombardiert haben. Der Internationale Gerichtshof hätte den Alliierten befohlen, den Angriff auf Berlin einzustellen, weil es keine Möglichkeit gab, die Sicherheit deutscher Zivilisten zu garantieren. Die Medien, die Wissenschaft und Hollywood hätten sich auf die Verfehlungen der USA und Großbritanniens konzentriert, denn welchen Sinn hätte es gehabt, mit Hitler und Stalin zu reden? Das
Völkerrecht ist kein Instrument der Gerechtigkeit mehr. Stattdessen ist es zur letzten Verteidigungslinie des Bösen geworden, um nicht vom Guten vernichtet zu werden. (Uri Kurlianchick über X)

Nachdem wir früh morgens nächste Kontaktklärungen per Handy erledigt haben, machen wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Treffen mit Amotz. Wir haben uns für 1 Std. Laufen entschieden, da das unsere Bewegung ist und wir uns somit zur Orientierung Jerusalem besser erschließen. Und wen treffen wir? Helen Müller und Antje Scheffler, die am Marsch der Nationen teilnehmen. Welch eine Begrüßungsfreude.

Treffen auf den Straßen Jerusalems, Helen und im Hintergrund kommt Antje.

Mit dem Handy als Navi kommen wir rechtzeitig zum Treffen und melden uns bei Amotz,

Der Pressedienst Israels – TPSIL

Vor ca. 10 Jahren haben wir Amotz Eyal mit Amit Barak auf der Israelkonferenz in Krelingen kennengelernt, zu der wir sie kurzfristig als Sprecher vermittelt hatten, da sie gerade im deutschsprachigen Raum unterwegs waren. Damals hatte Amotz seine Vision, eine israelische Presseagentur aufzubauen, vorgestellt. Mittlerweile ist dies Realität. Siehe deren Homepage: https://tps.co.il/ . Mit ihren Artikeln, in verschiedenen Medien, erreichten sie über eine Millionen Leser in der letzten Woche.

Wir lernen das Team, Autoren und Fotografen kennen und Shalhevet, seine jüngere Schwester, persönlich kennen, mit der ich schon wegen des Magazins „The Brightest Heroes On The Darkest Day“, für deren Produktion sie zuständig ist, in Kontakt war. Wir würden es gerne für den deutschsprachigen Raum herausgeben. Denn dieses grausige Massaker vom 7. Oktober 23, das Israel mit über 1200 Ermordeten schwer traumatisiert hat und nach fast 8 Monaten immer noch Geiseln in Hamas Folter -Gefangenschaft sind, ist bei den meisten Menschen in Deutschland überhaupt nicht mehr present.

Eindruck zur ersten Magazinausgabe (in engl. Sprache)

Sie stellen ihre aktuelle Arbeit vor und wir besprechen das Vorgehen zum Magazin. Amotz würde gerne in Deutschland Kontakt zu Medien bekommen.

Im Büro des Chefs, von lks. Amotz Eyal, Ulrike, Michael und Shalhevet Eyal

Er selbst war am 7. Okt. als Kommandant mit seiner Einheit als erster in Sderot. Vielleicht hat der David, den wir in Sderot an seinem Geburtstag trafen,(siehe Blogeintrag v. Freitag den 17.5.) wo er uns von seiner gruseligen Terroristen Begegnung an diesem besonderen schwarzen Schabbat berichtete, sogar Amotz vor seiner Tür gesehen, als dieser die Terroristen verfolgte.

Nach dem Treffen telefonieren wir mit Hinrich und Elke Kaasmann und machen kurzfristig aus, sie in ihrem Jerusalemer Domizil, im Gästehaus der Christ Church, in der Altstadt Jerusalems zu besuchen. Auf gehts, erneut eine Stunde zu laufen. Wie sind wir dankbar, dass Ulrike wieder gehen kann und diese Wege für sie sogar Training sind.

Eindrücke auf dem Weg.

Straßenmusik auf öffentlichem Klavier, Rathausvorplatz

Im Café des Gästehauses werden wir von Hinrich und Elke Kaasmann herzlich begrüßt, die für Ebenezer Deutschland in Israel unterwegs sind und heute Zeit zum Luftholen haben. Wir haben eine gute Zeit der Begegnung.

Abends machen wir uns mit dem Wagen auf den Weg zu Dr. Petra Heldt und Prof. Malcolm Lowe zum Abendessen. Als wir ankommen, kommt es uns vor, als würden wir, wie selbstverständlich an unsere Besuche vor 2 Jahren anknüpfen, als wir mit Wohnmobil 2 Monate in Israel unterwegs waren und in dieser Zeit öfter sie besuchten. Schön, beide gesund wieder zu sehen, eine freudige Begrüßung! Es gibt viel zu erzählen. Auch sie haben besondere Erinnerungen an den 7. Oktober 23. Sie begleiteten als Reiseleitung eine Johanniter Reisegruppe durchs Land und waren an dem Morgen in Galiläa unterwegs. Als ihnen ihr Busfahrer „Moshe“ – informiert vom Handy – von dem Massaker berichtete, konnte keiner die Tragweite glauben. Die Reisegruppe dann aber erschreckt, sich um kurzfristige Rückflüge bemühte.

Engagierte Gespräche bei gutem Essen

Die aktuelle Lage in Israel und deren theologisch-geistliche, wie auch politische Einschätzungen wurden lebendig, auch kontrovers mit unterschiedlichen Gewichtungen bei Tisch diskutiert. Petra war ganz beeindruckt von dem Magazinexxemplar von Amotz Agentur und will ihn kontaktieren. Beide kennen sich gut und schätzen sich. Interessant ist auch Petras Rückblick auf ihre gemeinsame Lehrzeit (Malcolm und sie) in der damaligen katholischen Universität für jüdisch-christliche Studien, die von den gelehrten Mönchen in Ratisbonne ausging. Unser Aufenthaltsort in Jerusalem. Wo sie lange Jahre in großen Räumen auch ihren Institutssitz hatten. Zu ihrem noch aktiv arbeiteten Institut ist z.B. hier eine Würdigung: https://israelallies.org/dr-petra-heldt

Petra denkt sehnsüchtig zurück an diese besondere Zeit intensiver geistlicher Gemeinschaft mit hoher Gelehrsamkeit. Unter diesem Link: https://www.ratisbonne.org.il/about-us/ ist dazu folgendes vermerkt:

„Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde es zu einem christlichen Zentrum für jüdische Studien unter der Leitung der Brüder von Notre-Dame de Sion, in Zusammenarbeit mit den Schwestern von Notre-Dame de Sion und anderen Lehrern, sowohl jüdischen als auch christlichen. Ziel des Instituts war es, die Empfehlungen der Konzilserklärung Nostra Aetate über die Beziehung zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk in die Praxis umzusetzen und dies in einem internationalen und ökumenischen Rahmen zu tun.“ 

Unterwegs in Jerusalem

Heute vormittag machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur neuen National Bibliothek.

Hier dazu ein Artikel: https://www.israelnetz.com/neue-nationalbibliothek-israels-eroeffnet/

Mit Navi im Handy lassen wir uns führen.

Treppenführung, unterer Lesesaal

In der Bibliothek erleben wir mal wieder „Neues von Kishon„: In den Lesesaal kommt man nur mit Besucherkarte. Um diese zu erhalten, muss man sich online registrieren. Alle Wege dafür durchlaufen, warte ich auf den Code, der mir per mail zugesandt werden soll. Warte und warte, geh ins Wlan des Hauses, um bessere Internetverbindung zu haben. Verlasse das Gebäude, um draußen über eigene Daten evtl. bessere Verbindung zu haben. Mache die Anmeldung nochmal. Nichts! Dann kommt ein älteres Ehepaar auf mich zu, sie hatten sich auch parallel bemüht und erklärten, sie wären einfach so reingegangen, der Kontrolleur sei mit seinem Handy beschäftigt, hätte gar nicht gefragt. Eben Israel! So mache ich mich auch mit etwas mulmigem Gefühl auf den Weg, öffne die Tür, achte nicht auf den Kontrolleur, gehe einfach zur nächsten Tür immer mit dem Gefühl, gleich werde ich „zurückgepfiffen“ und bin drin. Beim Rausgehen ist er sogar nicht am Platz, wohl gerade auf Toilette. Beim Warten auf den Freischaltungscode schauen wir auf ein besonderes Kunstwerk, dass ich für „Bäume am See“ halte. Bis mich Ulrike auf die Menschen aufmerksam macht. (s. 2. Video, Ausschnitt)

„Broken Time“, Michal Avner, Dauerleihgabe an die Nationalbibliothek
„Broken Time“, Michal Avner, interessantes, digitales Kunstwerk, Ausschnitt, die laufenden Menschen, Nationalbibliothek

Zurück wählen wir einen anderen Weg, obwohl wir uns temperaturmäßig wie in einer Sauna vorkommen.

Olivenbaum, Vorgarten Ratisbonne

Nachmittags treffen wir uns mit Werner Hartstock, aus dem Vorstand der Sächsischen Israelfreunde. Die haben gerade neue Appartements für die Arbeit der Handwerker bezogen. 15 Minuten von unserem Quartier entfernt. Bei Tee tauschen wir Gedanken darüber aus, was wohl Gottes Ansinnen seien könnte in dieser Kriegssituation Israels. Für Israel und die Gemeinde? Dazu hat dann Ulrike heute bei ihrer Bibellese folgendes:
  „Zuerst höre ich, dass es Spaltungen in euren Gemeindeversammlungen gibt, und zum Teil glaube ich das.  Denn es müssen ja Parteien unter euch sein, damit sichtbar wird, wer von euch sich im Glauben bewährt.“  1. Korinther 18+19

Prüfungs- und Bewährungszeit?

Hinauf nach Jerusalem

Wir haben einen schönen Schabbat mit Familie Sternberg verbracht. Jetzt müssen die beiden jüngsten Kinder in die 2 Kindergärten im Ort,

bzw. die 3 älteren mit Bussen in die umliegenden Schulen. Eytan hat am frühen Morgen auch schon mit „seinem“ Bus, der über Schabbat in Yatir parkt, unterschiedliche Transporte durchzuführen. Zuerst aus Kirjat Arba, Hebron, Erzieher in die Kindergärten um Yatir zu bringen, dann Schüler in verschiedene Schulen.

Auf dem Weg nach Jerusalem möchten wir uns noch einen Nationalpark anschauen und halten beim „Beit Guvrin“, nahe der Orte Beit Shemesh, bzw. Kirjat Gat.

Den Parkplan habe ich aus dem Hebräisch ins dt. übersetzt, aber ist schwer zu lesen. Für Interessierte hier die englische Homepage Fassung zum Park: https://en.parks.org.il/reserve-park/bet-guvrin-national-park/

Weiter geht’s nach 2 1/2 Std. hinauf nach Jerusalem. Im „Ratisbonne Notre Dame“ zeigt uns Father Elio unser Zimmer.

Nach Ankommen und Ausruhen

zieht es uns in Jerusalems Altstadt. Impressionen auf dem Weg:

„Lag Ba Omer Feier“ im jüd. Viertel der Altstadt mit Blick auf die Westmauer.

Lag BaOmer – dieses Jahr Sonntag, der 26. Mai 2024 – ist ein festlicher Tag im jüdischen Kalender und feiert den Todestag des großen Weisen und Mystikers Rabbi Shimon bar Yochai , Autor des Sohar . Es erinnert auch an ein anderes Ereignis. In den Wochen zwischen Pessach und Schawuot wütete eine Pest unter den Schülern des großen Weisen Rabbi Akiva . Am Lag BaOmer hörte das Sterben auf.

Wenn man auf den Vorplatz zur Mauer möchte wird man durch Securitykontrollen geleitet. Hier wird Rucksack, Bauchgurt etc. durchleuchtet und die Hosentaschen geleert. An diesem Tag hatte ich nach dem Flug zum ersten Mal wieder mein Taschenmesser eingesteckt, für unser Mittagspicknick im Nationalpark. Ich war schon froh, dass ich es bei der Flughafenkontrolle nicht in der Hosentasche hatte. Hier bei der Security sorgt es für Unruhe und zuerst muss eine Entscheidungsperson über Funk befragt werden. Aber ich bekomme es doch wieder ausgehändigt und wir können mit einigen Minuten Verzögerung passieren.

Müde, aber auch froh, die Altstadt gesehen zu haben, kommen wir zurück in unser Quartier.

Zum Schabbat nach Beit Yatir

Wir verlassen Tel Aviv und besuchen die Familie Eytan Sternberg.

Für alle, die ein bisschen mehr von dieser besonderen Siedlung in den Bergen Hebrons Judäa sehen wollen. (2 Min. englisch)

Auf dem Weg durchqueren wir Judäa. Einige Eindrücke von der Strecke. Es geht Richtung Süden und Ende Mai ist vom Grün nichts mehr zu sehen, nur noch braun und trocken.

… fahren auch an den jungen Siedlungen der Hebron Berge vorbei.

Rechtzeitig vor Schabbatbeginn erreichen wir die Siedlung „Yatir“. Zuvor müssen wir durch einen Checkpoint und werden , nach „woher? und wohin?“ befragt. Ausweiskontrolle, etc. Kurz danach am Tor der Siedlung ein Soldat der freiwilligen Wachmannschaft, der uns nochmal fragt, wohin wir wollen. Als wir „zu Familie Eytan Sternberg“ antworten und dass wir aus Deutschland kämen, erinnert er sich, dass wir vor 2 Jahren mit dem Wohnmobil hier waren. Lustig! Eytan erwartet uns mit Kindern vor der Tür. Wir gehen gemeinsam in den Garten und trinken Tee/Kaffee mit Kuchen, den wir aus der Bet El Bäckerei aus Zichron Yaakov mitgebracht haben.

2 Spiele haben wir mitgebracht, „Hi-lo“ und „Biberbande“ für die Kleinen. Ersteres wird der Schabbat Renner.

Abends begleite ich ihn in die Synagoge zum Schabbatgottesdienst. Ulrike geht in die Frauen Abteilung. Die ashkenasische Synagoge ist voll. Vor mir sitzt ein Soldat in Uniform. Er legt sein Maschinengewehr auf den Boden und deckt die Waffe ab. Sonst sind die meisten Männer festlich mit weißem Hemd gekleidet und viele tragen ihre Waffe am Gürtel. Ob nun jüngere oder mittleren Alters, davon viele Väter, neben denen auch ihre kleinen Kinder rumwuseln, bzw. junge Teenager neben ihnen sitzen oder stehen, je nachdem, was liturgisch angesagt ist. Neben rabbinischer „Prosa“ Gebete, gibt es viele Psalmgebete, von denen der größte Teil gesungen wird. Der Vorbeter steht mit Gebetsschal am Pult. Eytan hat mir Teile der Gebetliurgie auf deutsch gegeben. Mir fällt es nicht leicht, die Lautschrift des Gebetsablaufs mitzuverfolgen und parallel irgendwie noch den dt. Text zu lesen. Aber ist schon bewegend, wie selbstverständlich hier alle laut und auch mehr oder weniger inbrünstig die Psalmen singen, eine musikalische Begleitung ist überhaupt nicht nötig.

Eytan sagt mir danach, die meisten sind irgendwo in Kampfeinheiten als Ofiziere der Reserve im Krieg, ob nun in Gaza oder im Norden, davon auch einige als Kommandanten verantwortlich für ihre Soldaten. die jetzt hier für kurze Zeit bei ihren Familien sind. Die Nationalreligiösen, also sich orthodox und zionistisch verstehend, kämpfen zumeist in speziellen Kampfeinheiten und haben daher auch einen höheren Blutzoll. Wobei, Gott sei Dank! bislang aus Yatir direkt, noch kein Soldat gefallen ist.

Zuhause, nach 20.30 Uhr, beginnt die Tischschabbat- Liturgie vor dem Essen am festlich gedeckten Tisch. Dabei muss alles vorher, besonders was der Elektrik bedarf oder tätige Aufgaben, fertiggestellt sein. Warmes Essen ist auf Heizplatte mit Zeitschaltuhr. Extra großer Warmwasserboiler für Schabbat, der das Wasser warmhält und, und, und. Bemüht die Regeln zu halten, um auch damit treu Gott die Ehre zu geben. Alle Kinder segnet der Vater einzeln.

Wir gehen heute zum Schlafen in den Schutzraum/ Bunker, der, wenn nicht in dieser Funktion gerade benötigt, das Gästezimmer ist.

Hier ein Video, das die Bürger Yatirs dieses Jahr bei der Feier zum 76. Unabhängigkeitstag Israels zeigt. Das Lied aus Psalm 122, mit den Versen 7-9, wird angestimmt vom Senior Rabbiner Smotrich, Vater des Finanzministers, der 20 Jahre der aschkenasischen Gemeinde in Yatir vorstand. Gebetsclip des Yeshuvs für den Frieden der IDF-Soldaten und die baldige Rückkehr der Entführten!
(Foto von Dodo Elimelech, Aufnahme – Ariel Dorlacher)
Familie Sternberg

Schabbat

Dieser Tag ist herausgehoben. Er ist heilig. „Bentschen“ (Jiddisch für Tischgebet, oder beten) hat seinen besonderen Raum. Gemeinschaft und auch das Essen.

Am Schabbat dürfen auch keine Fotos gemacht werden, bzw. darf kein Blog geschrieben werden. Wir gehen zusammen mehrmals Spazieren im Ort. Hier sind viele Familien unterwegs und in festlicher Kleidung, eben Schabbat. Autos dürfen nicht fahren, also kann man auf der Straße gehen. Es ist eine große Ruhe. Auf den Spielplätzen ist Hochbetrieb. Der Schabbat endet mit den ersten 3 Sternen am Himmel und gemeinsamer Havdala Feier am Tisch. In dieser Jahreszeit ist das spät. Stromnutzung ist jetzt wieder möglich und die Handys werden gezückt. Nachdem die 5 Kinder- zu- Bett -geh -Arie ausgedehnt überstanden ist, die Küche aufgeräumt ist, machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Die tapferen Eltern sind geschafft.

Abendstille

Heute geht’s in den Negev

Israel ist schwer traumatisiert durch das Massaker vom 7. Oktober. Dies ist überall zu spüren und begleitet uns beinahe bei all unseren Begegnungen. Und dabei ist Israel im Krieg gegen den islamistischen Terror, der in vielerlei Form (Mullah-Regime Irans, Hisbollah, Hamas und, und, und) die Auslöschung Israels, ganz offiziell, wie damals Hitler mit Nazi Deutschland, auf die Fahne geschrieben. Und parallel läuft ein Propaganda Medienkrieg weltweit, der für diesen kleinen Staat ebenso gefährlich ist, denn die weltweiten Gremien wirken daran mit, wie z.B.der Internationale Strafgerichtshof. Dazu jetzt mal ein Artikel von Caroline GLICK, die das Geschehen folgendermaßen kommentiert.

Eine Bedrohung für die freie Welt

Erstens sollten die Vereinigten Staaten die Terrormeister der Hamas, darunter die hochrangigen Führer Yahya Sinwar, Mohamed Deif, Ismail Haniyeh und andere hochrangige Hamas-Terroristen, wegen Mordes, Vergewaltigung, Entführung und Folterung von US-Bürgern am 7. Oktober und danach anklagen. Diese Kriegsverbrecher sollten nicht nur keinen Freifahrtschein für ihre Taten bekommen, sondern sie sollten von echten Gerichten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, und nicht von dem Scheingericht des ICC, das nur Anklage gegen sie erhebt, um eine liberale Demokratie zu kriminalisieren, die einen Krieg um ihr nationales Überleben führt.

Zweitens sollten Khan und seine Mitarbeiter wegen Erpressung gewählter US-Amtsträger angeklagt werden. Nachdem Ende letzten Monats bekannt wurde, dass Khan beabsichtigte, falsche Anschuldigungen gegen Israels Führer zu erheben, kündigten mehrere amerikanische Gesetzgeber ihre Absicht an, Gesetze zur Sanktionierung von ICC-Beamten voranzutreiben. Als Reaktion auf diese Ankündigungen veröffentlichte der IStGH am 3. Mai eine Erklärung, die Khan auf seinem X-Konto veröffentlichte, und drohte mit Maßnahmen gegen jeden, der gegen ihn vorgeht.

In der Erklärung hieß es, dass „Drohungen“ mit Maßnahmen gegen den ICC und sein Personal „einen Verstoß gegen die Rechtspflege gemäß Artikel 70 des Römischen Statuts darstellen könnten“. ( Auszug: https://www.jns.org/the-iccs-war-crimes/ )

Wir fahren nach „Beit Shemesh“, (Haus der Sonne ) einer Stadt mit alter biblischer Geschichte. ( bei der Eroberung des Landes Josua 21,16, und z.B. bei der Rückkehr der von den Philistern gestohlenen Bundeslade in 1. Samuel 6,12) und holen Dina Rahamim ab. Sie lebt dort mit ihrer jungen Familie, 3 Kinder, in einer orthodoxen Community. Dina ist für die Öffentlichkeitsarbeit im deutschsprachigen Raum bei dem großen israelischen Träger für Menschen mit Handicaps, „ADI“ beschäftigt. Wir haben sie vor 2 Jahren an ihrer Dienststelle in Jerusalem aufgesucht, wo ADI z. B. auch einen Sitz hat, siehe: https://adi-il.de. Heute geht es aber zu ihrem großen Sitz im Negev, der die hohe innovative Kraft ADIs im Bereich für Menschen mit Handicaps uns näherbringen soll, so die ausdrückliche Empfehlung. Oron Seliger, Kollege Dinas, der aber hier angebunden ist, gibt uns eine fast 3 stündige gute, umfassende Einführung und Führung durch die gesamte Einrichtung. Hier seine gute, umfassende Präsentation: https://cindev.de/wp-content/uploads/2024/06/ADI-Negev-Nahalat-Eran-and-ADI-Jeru-PDF-June-2024.pdf

Zur Einleitung beginnt er auf Seite 3 mit Bildern seiner eigenen Familie (5 erwachsene Kinder, davon 2 im Krieg), um seine eigene Motivation hier tätig zu sein, uns nahe zu bringen. Einer seiner Söhne ist Kommandant einer Panzereinheit, von 10 Panzern a‘ 4 Soldaten, fragte ihn nach dem 7. Oktober, was er denn jetzt bewusst für Volk und Land tun könne. Und das war der Anstoß für ihn, seinen hochdotierten Job in der Computerbranche zu verlassen und entschied sich dann nach Prüfung verschiedener Einrichtungen für diese.

Eingang zur ADI-Reha Klinik, wo wir starten

Der Gründer Doron Almog, hochdekorierter IDF-General, hatte einen schwerbehinderten Sohn und in Israel war damals der hier für benötigte Hilfebereich noch nicht zufriedenstellend vorhanden. Dies war sein Motiv, sich nach seiner militärischen Karriere hier zu engagieren und sein Motto, dass er in der IDF geprägt hatte, „wir lassen keinen Soldaten im Krieg zurück“, dies jetzt auch gesellschaftlich für Menschen mit Einschränkungen, geltend zu machen. Sein Sohn (Vater und Sohn, Bild 3 in Orens obiger), der früh verstarb, hat noch sein letztes Lebensjahr in dieser hoch professionellen Einrichtung leben können. Die jetzt eine eigene Rehaklinik mit umfangreichen Fachabteilungen und mittlerweile ein „ganzes Dorf“ mit Häusern zu Betreuender, in Familien ähnlichen Lebensgruppen, umfasst. Dazu gehören ein Zentrum für Reitherapie, eine eigene organische Gärtnerei, ein kleiner Zoo und, und, und. Hier wohnen 170 zu Betreuende mit über 800 Mitarbeitern. Dazu kommen noch ambulante und ca 30 Soldaten in der Rehabilitation. Es bestehen Kooperationen mit umliegenden Schulen, so dass wöchentlich Schüler kommen. Ganz neu wird jetzt aktuell noch eine Kooperation mit einem neu zu konzipierenden Dorf geplant, wo gerade dann auch Familien, die einen Menschen mit Einschränkungen haben, zukünftig leben können. Ein Konzept was jetzt schon weltweite Aufmerksamkeit bekommt – Oren berichtet, dass gerade eine Gruppe aus Japan vor Ort gewesenist, um diese Vision evtl. auch für ihr Land umzusetzen.

Und alles in der Wüste, nahe Ofakim und somit in Grenznähe zu Gaza. Wo ADI am 7. Oktober Wunder der Bewahrung erlebten, trotz aller Opfer auch bei Mitarbeitern.

Hier für Interessierte, weitere Informationen: https://adi-il.de/negev

Zum Abschluss essen wir gemeinsam in der Kantine einen Salat und bringen dann Dina zuerst nach Beit Shemesh, um dann zum Palmachimstrand, südlich von Tel Aviv, weiter zu fahren. Dort sind wir verabredet mit unserem Sohn David und seiner Freundin Ruth. Nach 2 Jahren mal wieder schwimmen im Mittelmeer und dann an so einem schönen Strand. Davids Lieblingsstrand, der für uns neu ist.

Ulrike schwimmt mit David raus bis zum vorgelagerten, wellenbrechenden Steinwall (Rest einer uralten Hafenmauer) und kann dort sogar schnorcheln.

Abends, klappt jetzt beim 2. Anlauf, die Einladung zum Essen in einem edlen Lokal, in einer alten, umgebauten Schlachterei in Rechovot, mit den Eltern von Ruth.

Jeder Tag hat seine eigene „Katastrophe“

Vormittags machen wir uns zu Fuß in Tel Aviv auf den Weg. Der Gedenkplatz für die Geiseln beim Kunstmuseum ist die erste Station.

Damit es hier zu sehen ist, habe ich es auf unseren YouTube Kanal gestellt.

Überall im Land wird das Thema der Not der Geiseln und ihrer Familienangehörigen aufgegriffen. Auch ein Teil des sich Stellens, der Aufarbeitung des Traumas des 7. Oktober, des „schwarzen Schabbat“, das auf dem ganzen Volk und Land lasstet.

In Israel hat das Geschehen des Massakers sich tief auf die Seele des Volkes gelegt. So viele Tote und Verletzte an einem Tag und dass durch einen umfangreichen, lange geplanten terroristischen Überfall ins eigene Land, ohne das die IDF vorbereitet war. Und alle scheinbare Sicherheit sugerierende Technik hatte versagt – traumatisch. Und immer noch sind Geiseln in Gaza gefangen und täglich wird ihnen Gewalt angetan, immerhin im 8 Monat. Im Westen, wie bei uns in Deutschland ist, ist diese Tragweite überhaupt nicht wirklich verstanden. Im Gegenteil, eine Sorge um die Zivilisten Gaza treibt viele um. Ein Fall von Täter- Opfer Umkehr. Hier berichtet jetzt eine Geisel, die aus der Hand der Terroristen fliehen konnte, davon, was tatsächlich der 7. Oktober `23 auch heute noch für Israelis bedeutet, besonders, wenn wie bei ihm die eigene Schwester den Folterern in Gaza weiterhin ausgeliefert ist.

Weiter laufen wir durch Tel Aviv Richtung Carmelmarkt mit vielen Eindrücken und dann auf die Promenade zurück zu unserem Appartement.

Nachmittag geht’s nach Holon zu David Murlakov. David, Holocaustüberlebender, 101 Jahre, hat lange in Hamburg mit seiner Partnerin Helga Grünbaum gelebt. Seine Biografie haben wir (Christliche Israelfreunde Norddeutschland, HH e.V.) im Verlag Hartung- Gorre, sowohl auf deutsch, wie auf englisch heraus gegeben.

Siehe: http://www.hartung-gorre.de/Murlakow.htm

Jetzt besuchen wir ihn in seinem schönen Altersheim.

Sein Betreuer „Shlomo“ erwartet uns am Eingang. Und wir fahren gemeinsam in den 2. Stock, wo David uns schon erwartet. Ganz der Alte. Und nachdem wir unsere Mitbringsel: Bücher von ihm (zum Verteilen an für ihn wichtige Personen) und Romane in dt. Sprache, (von seinem Sohn für ihn bestellt), wie Tüten seines beliebten Milchreis und natürlich Post von „seiner“ Hamburger Adresse. Erleichtert stellt er fest, dass beim Rentenbescheid alles okay ist.

Auf der Weiterfahrt zu unserer Essenseinladung am Abend nach Rechovot, ca. 20 Min. Fahrt, ereilt dann uns die „Katastrophe“.

Es ist Rush Hour, der Verkehr heftig auf allen Straßen, da fällt plötzlich das Navi aus. Unsere sonstige Möglichkeit auf 2 Handys, einmal mit „google maps“, bzw. „waze“, ist vorbei. Dass wegen des Kriegs das GPS bewusst gestört wird, haben wir bislang nur im Norden erlebt. Hier im Raum Tel Aviv trifft es uns mit voller Wucht, denn als Hilfe zur Straßenkarte zu greifen, ist im Gewimmel nicht hilfreich. Nach 2 Stunden Irrfahrt geben wir auf, die Verabredung in Rehovot abgesagt.

Für mich ist das hoch symbolträchtig, wenn in unserer Zeit der moralische Kompass, unsere inneren Werte auf den Kopf gestellt werden – wie es aktuell weltweit geschieht – dann haben wir die Katastrophe und die ist in ihren Konsequenzen viel weitreichender.

Mein (Ulrike) Erleben in dieser Stadt: Jegliches Achtsamkeitstraining ist nichts gegen das Überlebenstaining in Tel Aviv. Von allen Seiten E-Roller, Autos, Motorräder, Menschen…..rote Ampeln, kein Problem….Spurwechsel, kein Problem…..Hupen, kein Problem…. So schnell kann ich nicht schauen. Diese Stadt brodelt 7/24. Noch um 24 Uhr sitzen die Menschen dicht gedrängt in den Straßenlokalen.

Heute machen wir uns auf den Weg nach Tel Aviv

Wir verabschieden uns von Hannah, die uns noch berichtet, dass Meira die Begegnung am gestrigen Abend gut getan hat. Die Navieinstellung hier im Norden Israels ist so eine Sache. Wegen der Kriegssituation wird GPS bewusst gestört, um den Feinden verständlicherweise keine Vorteile zu verschaffen. So sieht dann unsere Route aus.

So fahren wir am Berg „Arbel“ vorbei

über Tiberias zum Hofladen des Kibbuz Kinneret lieber mit unserem alten Straßenatlas.

Nach dem Einkauf wichtiger Gewürze geht’s weiter. Unsere nächste Station ist Bet Yitzhak bei Netanya. Wir sind gespannt, ob wir noch unseren früheren Reiseführer „Dani“, Dan Goren antreffen werden. Alle unsere Versuche der Kontaktaufnahme bei der Planung unserer Reise sind fehlgeschlagen. Aber der Weg dorthin ist eine Abfolge von Durchqueren von Baustellen. Man könnte denken, dass wir von Hamburg darin geübt wären, aber hier ist das noch eine andere Liga. Israel ist nicht „nur“ im Krieg, es ist eine große Baustelle. Aber wir finden Danis Adresse wieder und tatsächlich, jetzt 99 jährig, berichtet er uns, dass er selbst erstaunt ist, solch ein Alter zu erreichen.

Von Simon, seinem „Betreuer“, der seit einigen Jahren nun bei ihm im Haus mitlebt, wie in Israel üblich, erhalte ich dessen neue Telefonnummer, um einen Kontakt zu haben. Dani hat kein eigenes Handy mehr und schläft viel am Tag. Aber er hat uns erkannt, wir haben Erinnerungen ausgetauscht und uns aneinander gefreut.