Tag der Solidarität

„Tag der Solidarität mit Juden und Israel“

In den vergangenen Wochen hatte ich mehrere Gespräche in Gemeinden und in der Familie zum Thema : Juden und Israel. Ich gebe Äußerungen wieder, die mich erschreckt haben. In einer Gemeinde sagte einer nach einer Predigt: „Du bist einseitig“. Ich sagte: das kann sein. In Sachen Israel bin ich einseitig. Im weiteren Verlauf sagte ich: „Du denkst: Jesus war ein Palästinenser?“ „Ja, meinte er, Jesus war ein Palästinenser“- also kein Jude? In der Gemeinde meiner Tochter nach ihrem Abschiedsgottesdienst spreche ich mit einem Gemeindeglied über Israel. Ich frage: „Sie glauben, dass die Israelis die Palästinenser wie die Nazis die Juden behandeln – wie laut einer Umfrage 40% in Deutschland ? „Ja, meinte sie, die arbeiten mit Nazimethoden“. Ich brach das Gespräch ab. In meiner Verwandtschaft zeige ich ein Foto von einer Ausstellung im Kölner Dom über antisemitische Darstellungen. Dargestellt wird die Geißelung Jesu durch Juden – erkennbar am Judenhut. Ich frage: „Das waren Juden, die Jesus gegeißelt haben?“ „Klar, meinte sie, das waren Juden.“ – Ich bin überzeugt, dass viele in unseren Gemeinden und Familien ähnlich denken. Wo sind wir hingeraten? Juden fühlen sich – nach einer Umfrage 73% der Befragten – in Deutschland nicht mehr sicher, sie vermeiden es, sich als Juden erkennbar zu machen. In einem Offenen Brief der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf heißt es: “Wir fühlen uns in das Jahr 1933 zurück katapultiert. Hass und Hetze bringen uns dazu, unsere jüdische Identität zu verstecken. Wir sind fassungslos, wie auf dem Campus der Heinrich- Heine UNI die Solidarität mit der Hamas gezeigt und Bilder von Geiseln beschmiert werden. Eine Schande für unsere Gesellschaft. Das „Nie wieder ist jetzt“ bleibt eine leere Hülse, wenn der Staat nicht mehr dagegen tut.“ Antisemitische Straftaten haben gegenüber 2022 um 83% zugenommen: über 4700 im Jahr 2023! Viele Juden fragen sich: Hat jüdisches Leben nach über 1700 Jahren in Deutschland noch ein Zukunft? Die Frage an uns ist: Was tun wir als Christen und als Gemeinde, um dem Judenhass unter uns zu begegnen? Ist uns bewusst, dass dieser Judenhass auch christliche Wurzeln hat? Der Philosoph Theodor W. Adorno nennt den Antisemitismus :“Das Gerücht über die Juden“ und Michel Friedman schreibt in seinem neuen Buch: „Judenhass“ in einem „Brief an die Christen“: Der christlich – religiöse Antisemitismus schaffte über Jahrhunderte, fast über
zwei Jahrtausende einen Sündenbock, einen Teufel, den man bändigen musste… Wer Luthers Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ liest, erschrickt über die Wut, über den Hass, der in seinen Worten steckt. Das Vorurteil gegen die Juden ist noch immer fest im kulturellen Gedächtnis verankert.“ Tun wir also etwas gegen diesen Judenhass. Solidarisieren wir uns mit Israel und mit den Juden in unserem Land, wo immer es möglich ist. Suchen wir den Kontakt zu Juden und jüdischen Gemeinden in unserer Umgebung. Beten wir für sie. Denn „wenn es ihnen gut geht, wird es auch uns gut gehen“(Jer.29, 7).
Friedrich Quaas Pastor i.R

Gottesdienst zum Tag der Solidarität
Gottesdienst zum Tag der Solidarität