Am heutigen Sonntag lassen wir es etwas ruhiger anlaufen und planen nach dem Frühstück,
die Bedingungen der Verschiffung im Hafen von Lavrio auszukundschaften, um am nächsten Morgen besser vor Ort orientiert zu sein. Das machte einen nicht so komplizierten Eindruck, so hielten wir Nähe des Wassers für eine kleine Mittagspause.
Wir haben uns entschlossen, da auf dem Peloponnes viel Serpentinenfahren ist, den Rückweg nach Lavrio zur Abgabe unseres Womos als Schiffsfracht,in 2 Parts aufzuteilen. So verlassen wir heute Samstagmorgen unseren tollen C. Platz, etwas wehmütig. Aber das Ziel ist ja ausschlaggebend.
Für die Rückfahrt haben wir uns als Zwischenstop einen besonderen Gedenkort vorgenommen – „Kalavryta“. Warum war uns dies wichtig? Dieser Ort war Schauplatz des größten Massakers in Griechenland durch die dt. Wehrmacht.
Seit 78 Jahren stehen ihre Zeiger still: Mehr als 40 Millionen Minuten hat die Kirchturmuhr in Kalavryta nicht mehr gezählt. Sie blieb am 13. Dezember 1943 um 14.33 Uhr stehen als die letzten Schüsse einer mehrstündigen Vergeltungsaktion der Wehrmacht durch die Kleinstadt im Norden der griechischen Peloponnes hallten. Der Tag ist ein einzigartiger für die Stadt und die Region, in der nicht nur die Uhr an das Geschehene erinnert: Jahr für Jahr versammeln sich die Einwohner unterhalb des weißen Kreuzes über der Stadt und bitten auf dem Kapi-Hügel um Gerechtigkeit. Heute zum 78. Mal.
Aus einer Jugendbegegnung entstanden So beginnt „Kalavryta. Ein Hörspiel nach Augenzeugenberichten“ und nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise zurück. Es thematisiert die als „Rachefeldzug“ getarnten Massaker bei denen viele hundert Zivilisten ermordet wurden. Zuvor hatten Partisanen deutsche Soldaten gefangen genommen und erschossen. Die Spuren davon sind bis heute in der Erinnerung und an den Orten lebendig. Das erfuhr eine Gruppe von Jugendlichen aus Hamburg-Harvestehude um den damaligen Gemeindepastor Constantin Gröhn auf einer Fahrt in die Region im Jahr 2017. Begleitet wurden sie von Radiokünstler Lasse-Marc Riek. Der Plan: Ein Hörspiel entstehen zu lassen, mit dem die Erfahrungen aus Kalavryta verarbeitet und in die Gemeinde weitergetragen werden.
Dann ging es weiter nach Korinth, wo wir auf einem sehr familiären C. platz übernachteten. (Leider ließ der Zustand der sanitären Einrichtung hier mehr als zu wünschen übrig!) Aber der Eigentümer bereitete, wie jeden Abend, ein ganz besonderes griechisches Essen für interessierte Gäste zu. Und auf der Terasse wurde von Familienmitgliedern serviert. Sehr lecker. Alles mit Zutaten aus der Region. Sie selber haben einen Olivenhain und stellen jährlich im großen Fass eigenes Olivenöl her, was er uns stolz präsentierte.
Bei ihm konnte man sonst auch eine Karte für eine Schiffspassage durch den Kanal von Korinth erstehen, wie wir erfuhren, aber aktuell war dies nicht möglich, da der wegen Steinschlag gesperrt ist. Bei meiner ersten Israelreise, in den 80igern, war ich auch mit dem Schiff staunend durchgefahren.
Fass mit 400 Litern Olivenöl, erster Pressung, gewonnen aus über 3000 Kg geernteten Oliven.
Für die Nacht haben wir zum ersten Mal unsere Keile ausprobiert, da unser Stellplatz ziemliches Gefälle hatte. Es hat geklappt, wir konnten einiges ausgleichen.
Auf diesem gut organisierten Platz wollen wir nach gut einer Woche Reise, Wäsche waschen, bevor wir den Peloponnes wieder verlassen.
zwischen blühenden Olivenbäumen
Den Tag lassen wir etwas ruhiger laufen. Nach unserer obligatorischen Mittagspause gehen wir nochmal Schwimmen. Fahren mit dem Rad gegen Abend in den kleinen Fischerhafen „Plaka“ und holen uns zum Mitnehmen, denn heute ist ja unsere 2 Schabbatfeier „on Tour“ mit unserer kleinen Liturgie. Diesmal mit Souvlaki von „Michael & Margarethe“, einem der gemütlichen Lokale in Plaka, mit griechischen Spezialitäten, sehr lecker!
Impressionen aus „Plaka“
Nach dem Essen, zum Abschied eine Runde am Strand nach „Plaka“ und auf der Verbindungsstraße zurück. Der Mond gab uns genug Licht.
Hier in der Tiefebende ist es noch möglich mit unseren Rädern (keine E- Bikes) uns fortzubewegen. Die Griechen haben hier viel kleine Motorräder für die Fortbewegung. Es sind hier mit den umliegenden Bergketten enorme Steigungen zu bewältigen. Wir fuhren soweit wir konnten und wanderten dann weiter, als die Steigungen zu anstrengend wurden.
Die Räder abstellen und wandern
Eindrücke auf dem Weg
Nach einer Mittagspause war dann wieder Schwimmen dran und danach fuhren wir mit den Rädern zum Einkauf ins kleine idyllische Nachbarfischerdorf Plaka
einige schöne kleine Restaurants
Seht ihr im Suchbild (oben lks.) die Schwärme kleiner Fische im klaren Hafenwasser?
Auf unsere letzte Mail haben sie nicht reagiert. Daher ist noch offen, ob wir die Schiffspassage nach Israel überhaupt realisieren können. Vorher noch zum Bäcker und dann auf ins Großstadtgetümmel. Maut ist natürlich wieder fällig.
Wir benötigen eine Einfahrt mit blauem Männchen und grünem Pfeil
Ich bin selber gerne Motorroller gefahren, aber hier ist das zwischen den Autos rumswitschen vieler Motorräder/ -roller echt anstrengend. Und wie soll wir mit unserem „Schiff“ (6.50m) in Piräus einen Parkplatz finden? Die Straßen sind schon so zugeparkt, dass ich beinahe nicht durchpasse. Dann doch mit Navi „Salamis Shipping“ schon mal gefunden, aber eine Parkmöglichkeit? Und dann am Hafen einen öffentlichen Parkplatz gefunden, wo ich sogar wenden kann.
gleich neben unserem Parkplatz (auf der anderen Seite der Mauer, links), „parken“ die Kreuzfahrtschiffe
Bei der Reederei sind alle von Ulrike verfasste Mails angekommen, immerhin. Heute wäre das Schiff schon voll, aber nächste Woche (die Linie fährt jeden Montag) können wir einen Platz bekommen. Super, wir sind erleichtert und buchen, wenn auch leider nur die Mitnahme des Womos möglich ist. Die Buchung war zuvor von Deutschland ja leider übers Internet nicht möglich gewesen. Jetzt müssen wir noch 2 Flugtickets buchen. Aber die Israelreise ist möglich!
Jetzt können wir uns einen Campingplatz für eine Woche auf dem Peloponnes suchen, zum Erholen vom bisherigen Dauerfahren. Auf gehts! Über Korinth
vom C.platz Nea Makri über Piräus nach Leonidio, Peloponnesauf der Autobahn Richtung Peloponnes
und dann ins Gebirge mit Serpentinen über Serpentinen, anstrengend zu fahren. Am Straßenrand überall „kleine Kirchen“ siehe: http://www.argolis.de/proskinitaria.htm
Impressionen auf der Route
Ankommen an unserem Ziel auf dem Peloponnes
und weiter auf Suche nach unserer neuen Bleibe, dem C. platz „Semili Camping“,
den wir uns in unserer Reiseapp wieder herausgesucht haben. Wir lesen dazu jeweils die Kommentare anderer Besucher und danach entscheiden wir, was uns anspricht. Damit wir selbständig unterwegs Internet zur Verfügung haben, nutzen wir ein weiteres Handy als sogenannten Hotspot, für den wir eine extra Prepaid Simkarte bei Lidl uns angeschafft haben mit 24 GB. (Wir beide verwenden sonst auf der Reise in Europa mit unseren Handys, unsere übliche Aldi Prepaid Karte. Mit der Hotspotmöglichkeit können wir auch mit Laptop oder Tablet dann ins Internet um, z.B. die Flugtickets zu buchen, Geldtransaktionen zu tätigen, etc., bzw. nicht zuletzt diesen Blog zu verfassen. Was wir auch dabei bemerkten, ist dass unser Womo gut abschirmt, also der Empfang zu wünschen übrig ließ. Bis wir auf folgende Idee kamen:
Wenn der Wagen steht, Dachluke auf und das Handy steht auf dem Dach (geht nur, wenns nicht regnet), aber der Empfang war Spitze.
Nachdem wir uns einen Standplatz auf dem C.platz gesucht haben gehen wir an den Strand und laufen zum kleinen Fischerdorf „Plaka“, kaufen etwas im „Mini Supermarkt“, sowas, wie Tante Emma Laden.
Am Morgen ging es wieder auf die Straße mit Blick auf den Olymp. Heute Richtung Athen. Bislang sind wir immer Autobahn mit Maut gefahren. Und in Griechenland wird die ziemlich fällig und ist teuer. Da heute die Distanz nicht so umfangreich ist, entscheiden wir mal die Autobahn zu verlassen. Gleich sehen wir mehr vom Land.
Karte am Straßenrandjunge Olivenbaumanpflanzung
Nach einer Zeit ging es aber wieder auf die Autobahn, die Serpentinen und der Zustand der Landstraßen waren durchschlagende Argumente.
In Griechenland sind wir schon in einer neuer Zeitzone, wie Israel eine Stunde weiter, und so kamen wir gegen 18 Uhr an unserem neuen Aufenthalt, Camping „Nea Makri“, gelegen an der Marathonstraße. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Marathon
Diesen wählen wir, da Freunde aus Ostfriesland, Esther und Matthias, ihn vor einiger Zeit getestet hatten, als sie selbst mit Womo nach Israel unterwegs, hier Zwischenhalt machten. Am Empfang schon mal freundliche Begrüßung, das tut immer gut.
Schnell einen kleinen Einkauf, ist ja Sonntag Abend. Abendessen und dann einen Spaziergang an die Strandpromenade.
unterhalten uns mit dem Eigentümer, der gerne vom Werden seines Projektes, der natürlichen Pflaumenschnaps Herstellung berichtet und sich über den Plausch freut. Dann nach Frühstück und Aufräumen, gehts weiter.
„auf das Leben!“ in deutsch, serbisch und hebräisch
Wir passieren die Grenze von Serbien nach Nordmazedonien, jeweils mit längeren Wartezeiten. Jetzt geht es durchs Gebirge mit vielen Tunneln. Die Autobahn hier ist nach dt. Gesichtspunkten in fürchterlicher Verfassung. Trotzdem besteht Mautpflicht und wir müssen an 5 Checkpoints, jeweils erneut fürs Befahren Vignetten erstehen. Die Landschaft ist schön und besonders die Wiesen, voll mit rotem Klatschmohn haben es uns angetan.
Beim Grenzübergang nach Griechenland ist nur eine schmale Durchfahrt für 2 Spuren geöffnet. Neben uns ein breiteres Womo und im letzten Augenblick rette ich noch unseren Außenspiegel. Das war knapp. Und abenteuerlich nebeneinander vor die Zollabfertigung vorzufahren, ist das eng! Müssen dann sogar noch an den Rand fahren zur zusätzlichen Kontrolle, ob wir nicht doch was zu verzollen haben?!
In Griechenland kommen wir nachmittags am Campingplatz „Camping Sylvia“, in Plaka Litochoro, südlich von Thessaloniki, an. Diesen hatten wir wieder über die App, neu am Morgen ausgesucht. Soweit sind wir schon mal. Immerhin 2500 Km in 3 Tagen.
Ankommen
unser StandplatzDer prächtige Olymp, sieht doch beinahe wie aus der Schneekoppe Werbung aus?runter zum StrandAbendstimmung
Für diese „Gewalttour“, täglich viele Kilometer zu fahren, haben wir uns nur deshalb entschieden, da wir die Fracht-Schiffspassage Lavrio- Haifa, trotz mehrmaliger Versuche und umfassender Mailkorrespondenz, nicht zuvor übers Internet buchen konnten. Es geht nur vor Ort. Wir müssen also zur Reederei südlich von Priäus um das abzuklären, spannend. Gewünscht hätten wir es uns etwas planbarer. Aber in Coronazeiten sind gerade auch die Schiffspassagen davon massiv betroffen.
Heute Ungarn verlassen und kamen erst ziemlich spät auf unserem Campingplatz (den wir wieder dank der App „park4night“ zuvor „gefunden“ hatten ) in Serbien an. Denn der Grenzübertritt dauerte an beiden Grenzkontrollen zusammen über eine Stunde. Hinzu kam die Vignettenzahlstellen, diesmal war dies nicht virtuell möglich. Ganz im Gegenteil, hier durften wir nicht ins Internet, denn Serbien (kein EU Mitglied) fällt nicht in den günstigen Rahmen unserer unterschiedlichen Flatrates, das würde sonst teuer.
„Camp Plum“, Batinac, SerbienImpressionen der schönen Anlage
Im Dunkeln kamen wir schließlich, nachdem wir uns einmal verfahren hatten, auf holperigen Wegen an. Freundliche Begrüßung des Eigentümers. Der vor 2 Jahren mit seiner Familie dies angelegt hatte. Er, eigentlich Bankmanager, mit weiterem Hobby, Chef einer Destille für Pfaumenschnaps.
Neben uns, weitere Gäste, eine Deutsche mit Hund und in der Nacht kam noch eine Familie mit Womo aus Italien mit 2 Hunden.